Software-Identifikation mittels RxSWIN für Homologation
Bevor ein Auto in Deutschland gebaut und verkauft werden darf, muss das Kraftfahrtbundesamt dieses zulassen. Das bedeutet, dass sämtliche verbauten Teile vorab geprüft werden müssen. Man spricht hier von der Homologation. Durch die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (kurz UNECE) ist geregelt, dass diese Zulassung dann nicht nur in Deutschland, sondern in allen Mitgliedsländern gelten.
Es gibt etwa 150 UNECE-Regelungen für Funktionen – angefangen bei Türschlössern und Türaufhängungen über Lenkanlagen bis hin zu Bremsassistenzsystemen – die im Fahrzeugbau zu berücksichtigen sind und in der Homologation geprüft werden. Für ein einzelnes Fahrzeugprojekt sind in der Regel zwischen 30 und 50 dieser Regulierungen relevant.
In der Vergangenheit wurde bei einer Typzulassung insbesondere die verbaute Hardware geprüft und freigegeben: beispielsweise Blech, Reifen, Motor, Bremsen. Durch stetige Weiterentwicklung wird mehr und mehr Elektronik in den Fahrzeugen verbaut. Angefangen von der Motorsteuerung über die Bremsen bis hin zu elektrischen Fensterhebern kommen in einem Neufahrzeug heute bis zu 120 Steuergeräte zum Einsatz. Der Trend geht dabei in Richtung Zentralisierung auf wenigen intelligenten Steuergeräten in einem Fahrzeug.
Als zusätzliche Herausforderung sollen jederzeit und ortsunabhängig Over the Air (OTA) Updates eingespielt werden können und nicht mehr ausschließlich in der Werkstatt. Durch technologische Neuerungen verkürzen sich die Update-Zyklen.
Nicht nur die Fahrzeuge selbst, auch die Art der Prüfung vor einer Typzulassung entwickelt sich weiter. Die Software auf den Steuergeräten rückt nicht erst seit dem Dieselskandal weiter in den Fokus der Behörden.
Daher soll die in einem Fahrzeug eingesetzte Software nun im Rahmen der Typprüfung und -zulassung stärker berücksichtigt werden. Im Rahmen einer UNECE-Zertifizierung des Software Update Management Systems wird dies unter anderem mithilfe von regulierungsbezogenen Software-Identifikationsnummern umgesetzt, den RxSWINs (Regelung x Software-Identifikationsnummer). Das Zeichen „x“ in RxSWIN steht für die Nummerierung der ECE-Regulierungen, z.B. R79 = Lenkanlagen. Der Identifier muss:
- nachvollziehbar und eindeutig typgenehmigungspflichtige Funktionen
- sowie deren Änderungen kenntlich machen,
- im Fahrzeug auslesbar sein und
- der Typgenehmigungsbehörde bereitgestellt werden
So kann bei einer Hauptuntersuchung des Fahrzeugs später festgestellt werden, ob das Fahrzeug einem zugelassenen Stand entspricht. Wenn beispielsweise festgestellt wird, dass die Software nicht zugelassen ist, muss das Fahrzeug stillgelegt werden.
Dies bedeutet, dass zu jeder Regulierung, die von einem Fahrzeug eingehalten werden muss, eine Identifikationsnummer ins Fahrzeug geschrieben werden und der Behörde zugänglich gemacht werden muss. Zusätzlich erhöht es die Komplexität, da sich die einzelnen Regulierungen nicht auf einzelne Steuergeräte und ihre Software beziehen, sondern in der Regel auf mehrere unterschiedliche Steuergeräte. Diese bilden dann eine Funktion ab, zum Beispiel Lenkanlagen (Regelung 79).
Diese bilden dann eine Funktion ab, zum Beispiel Lenkanlagen (Regelung 79). Außerdem kann jedes Steuergerät auch von mehreren Regulierungen betroffen sein. Die Schwierigkeit besteht also darin, zu den in Kombination verbauten Steuergeräten die richtigen RxSWINs für jedes individuelle Auto zusammenzustellen.
Abb. 1: Zusammenspiel zwischen Steuergeräten und Regulierungen
Dies führt zu Herausforderungen der OEMs im Rahmen des gesamten Produktlebenszyklus von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Kundendienst im Aftersales und der eingesetzten Systeme in diesen Bereichen.
Je nach Ausstattungswahlmöglichkeiten der Kunden muss bereits in der Entwicklung vor der Typzulassung festgelegt werden, welche RxSWINs für welche Fahrzeugprojekte gelten. In der Produktion müssen die individuell gültigen RxSWINs dann ins zentrale Steuergerät-Gateway geschrieben werden. Hierbei erfolgt eine abschließende Überprüfung, die nachhält, dass nur freigegebene Fahrzeuge gebaut werden und in den Verkauf gelangen. In den Werkstätten des Kundendienstes ist es bei einer späteren Reparatur der Fahrzeuge gegebenenfalls notwendig, eine Änderung der Identifikationsnummern vornehmen zu können.
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