Vernetzung für mehr Innovation und Strahlkraft
Zuerst erschienen in der public Ausgabe 01/2023
von Noah Bilski
Zielsetzung einer Community für nachhaltige Digitalisierung
Die Idee zum Aufbau einer Community für nachhaltige Digitalisierung hat ihren Ursprung in der „Umweltpolitischen Digitalagenda“1 , die vom Bundesumweltministerium ab Herbst 2019 gemeinsam mit rund 200 Expertinnen und Experten entwickelt und im März 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Agenda enthält mehr als 70 konkrete Maßnahmen in vier Transformationsfeldern. Ziel ist zum einen, die Digitalisierung in umweltverträgliche Bahnen zu lenken und zum anderen, die Chancen der Digitalisierung für den Umweltschutz zu nutzen. Die Digitalagenda ist die erste Strategie in Europa, die Digitalisierung und Umweltschutz derart konsequent miteinander verbindet. In der Community „Nachhaltige Digitalisierung“ vernetzt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) Akteurinnen und Akteure aus Politik, Kommunen, der Start-up-Szene, Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaft, Lehre und Forschung. Ziele sind, mit- und voneinander zu lernen, zu kooperieren und gemeinsam Ideen und Projekte zu entwickeln und auf den Weg zu bringen. Hierfür schafft das BMUV als Impulsgeber verschiedene Diskussionsräume. Mit der Community möchte das BMUV sowohl das Bewusstsein schärfen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam zu denken, als auch die Initiativen in ihren Bestrebungen unterstützen. Kern der Arbeit in der Community sind ein aktiver Austausch mit ihren Mitgliedern sowie die Organisation von interaktiven Workshops, Netzwerkevents und Informationsveranstaltungen. Gleichzeitig dient der Dialog mit den in der Community verbundenen Organisationen und Personen dazu, verschiedene Sichtweisen zu digitalpolitischen Themen kennenzulernen, die durch die Community an das BMUV zurückgespiegelt werden.
Der Anfang: Gezielte Ansprache von Akteurinnen und Akteuren
Im ersten Schritt recherchierte das Projektteam ab Sommer 2021 potenzielle Mitglieder und sprach diese direkt an. Bei dieser Recherche wurden sowohl Expertenwissen als auch digitale Werkzeuge eingesetzt (siehe Infokasten 1). Die daraus entstandene Datenbank der Stakeholder ermöglicht als erstes internes Ergebnis des Projekts die zukünftige adressatengerechte Kommunikation.
Identifikation von Themen und Ansprechpartnern mithilfe künstlicher Intelligenz
Grundlage für die Identifikation und Ansprache möglicher Community-Mitglieder war eine umfassende, KI-gestützte Web-Recherche. Um die dafür geeigneten Startpunkte zu definieren, gaben Experten für relevante Themengebiete Hinweise auf mögliche interessierte Personen. Die Webseiten der Organisationen, für die die vorgeschlagenen Personen arbeiten, wurden im Anschluss „gescraped“. Dafür wurden die Webseiten heruntergeladen und in zwei Schritten softwaregestützt ausgewertet:
1. Named Entity Recognition (NER): Erkennung von Personen, Organisationen, Daten, Orten etc. in den Texten. Hierfür wurde die Open-Source-Bibliothek zur Erkennung natürlicher Sprache spaCy eingesetzt. Dadurch wurden neue Organisationen und Personen identifiziert, für die wiederum ebenfalls Webseiten gesucht und analysiert wurden. Auf diese Weise vergrößerte sich nach und nach die Datensammlung.
2. Embeddings: Für die gefundenen Webseiten und die gefundenen Personen und Organisationen wurden jeweils sogenannte „Embeddings“ berechnet, hochdimensionale Repräsentationen, die in diesem Fall sprachliche Zusammenhänge abbilden. Mithilfe der Embeddings ließen sich die gescrapeten Webseiten inhaltlich zu passenden Clustern anordnen. Für die mit NER gefundenen Personen kann nun aus den Themenclustern abgeleitet werden, wer sich in welchen Themenfeldern bewegt. Auf dieser Grundlage lassen sich wiederum Personen und Organisationen identifizieren, die in ähnlichen Kontexten auftauchen. Die hierzu verwendete Technologie war Transformer von HuggingFace.
Insgesamt wurden fast 500.000 Webseiten heruntergeladen und mehr als 10.000 Entitäten, eindeutig identifizierbare Informationsobjekte, ermittelt. Auf dieser Grundlage konnte das Projekt mehr als 1.000 Organisationen und Personen identifizieren und inhaltlich kategorisieren.
Abb. 1: Übersicht Gesamtworkflow Natural Language Processing und Analyse
Einladung zum Austausch
Ende August 2021 wurden die Ergebnisse der Umweltpolitischen Digitalagenda gemeinsam im fach-öffentlichen Kreis reflektiert. Im Anschluss und für dasselbe Publikum fand der erste Community-Treff „Nachhaltige Digitalisierung“ statt, bei dem mit verschiedenen Vorträgen aus dem BMUV mögliche Themen für die entstehende Community abgesteckt wurden. Es ging zum Beispiel um „Datengetriebene Umweltpolitik“, „OZG Umwelt“, „KI für Umwelt und Klima“, aber auch um das „Handlungsfeld Europa“.
Die zweite Veranstaltung fand in Form eines virtuellen Barcamps im Dezember 2021 statt,2 um den Teilnehmenden viel Raum für eigene Initiativen zu geben. Im Mittelpunkt standen Herausforderungen, Visionen und neue Konzepte zur (digitalen und nachhaltigen) Entwicklung von Städten und Gemeinden. Die gemeinsame Arbeit an den verschiedenen, von den etwa 50 Teilnehmenden eingebrachten Themen erfolgte in zwei Breakout-Sessions zu jeweils vier Themen, unter anderem zur Notwendigkeit von Standardisierung, zum digitalen Produktpass inklusive Product Carbon Footprint und zum nachhaltigen Einsatz von KI. Um das Kennenlernen und die Vernetzung zu fördern, stand bereits vor der Veranstaltung ein „Conceptboard“für persönliche Steckbriefe zur Verfügung. Die Community-Mitglieder erhielten jeweils nach den Veranstaltungen einen Bericht per E-Mail. Die Ergebnisse aus jeder Breakout-Session wurden im Anschluss an die Veranstaltung zu Leitthesen zusammengefasst.
Planen und Arbeiten mit dem Kanban-Board
Ein Kanban-Board stellt (drei) Spalten bereit, die den aktuellen Status anzeigen: Die erste Spalte enthält die neu erfassten Aufgaben, die zweite Spalte zeigt die Aufgaben in Bearbeitung und die dritte Spalte die bereits erledigten Punkte. Neue Aufgaben und Ideen werden auf dem „Aufgaben- und Ideen-Parkplatz“ gesammelt und in regelmäßigen Abständen mit dem Kunden beraten. Abgestimmte Aufgaben werden je nach Zieltermin in das Backlog „On Hold“ gesetzt oder direkt in die ToDo-Spalte gezogen. Jede Aufgabe wird auf einem (virtuellen) farbigen „Zettel“ festgehalten und mit dem Namen der zuständigen Person (Task-Owner) sowie einem Fälligkeitsdatum versehen. Im Zuge der Statusänderung einer Aufgabe wird der entsprechende Zettel im Verlauf von links nach rechts geschoben. Im Rahmen regelmäßiger Meetings (Weeklys) berichten die Task-Owner über den Erledigungsgrad ihrer Aufgaben.
Das Vorgehen erfordert nur wenig Abstimmungen zur Auslastung der Projektbeteiligten. Es verhindert, dass Aufgaben auch in zeitintensiven Phasen übersehen werden und vermittelt allen Projektbeteiligten ein klares Bild von den ToDos. Dieses Vorgehen ist insgesamt schlank, flexibel und leicht zu handhaben.
Abb. 2: Skizze des im Projekt verwendeten Kanban-Boards
Felix Sühlmann-Faul, Freier Techniksoziologe, Speaker,
Berater und Autor
„Wenn wir nur in unseren Silos sitzen, bewegen wir uns nicht weiter.“
Nachhaltige Digitalisierung ist das zentrale Thema der Veröffentlichungen und Vorträge von Felix Sühlmann-Faul. Dabei forscht er vor allen Dingen in Bereichen wie Digitalkapitalismus, Datenschutz und der sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft. Er ist überzeugt: Technische Lösungen erzeugen keineswegs von sich aus Nachhaltigkeit – ein Irrglaube, der insbesondere in Kreisen der Wirtschaft und auch in der Öffentlichkeit dominiere. Im Unterschied dazu will Felix Sühlmann-Faul mit nachhaltiger Digitalisierung den vielen negativen Auswirkungen entgegentreten. Denn Technologie benötige in erster Linie Lenkung, Governance und Skepsis. Lösungen für die komplexen Problemlagen dieser Zeit könnten ganz überwiegend nur aus der Politik und der demokratisch verfassten Gesellschaft kommen. Dazu möchte er mit seiner Mitgliedschaft in der Community „Nachhaltige Digitalisierung“ einen Beitrag leisten. Er schätzt den Austausch mit den politischen Gremien ebenso wie den Zuwachs an Wissen und Perspektiven durch die Beiträge anderer.
Felix Sühlmann-Faul war einer der Redner auf dem Community-Treff „Es ist nicht alles grün, was glänzt – Rebound-Effekte als Herausforderung für eine nachhaltige Digitalisierung“ im April. Von dort hat er für sich von anderen Referenten und Referentinnen neue Impulse mitgenommen: „Wenn im wissenschaftlichen Diskurs gegenseitige Inspiration entsteht, ist das ein besonderer, schöner und fruchtbarer Moment.“
Hybrides Projektmanagement unter Anwendung von Kanban
Im Projektmanagement für die Community mit ihren jeweils komplexen, teilweise nahtlos aufeinanderfolgenden und teilweise überlappenden Veranstaltungsaktivitäten hat sich eine hybride Vorgehensweise bewährt. Dabei werden die Teilprojekte als Sprints aufgesetzt und mittels Kanban gesteuert, wohingegen die Projektplanung und Projektkoordination klassischen Regeln folgen. Mit Kanban lassen sich die vielfältigen und oft auch unvorhergesehenen Aufgaben (Tasks) inklusive einer jederzeit anpassbaren Priorisierung und dem Stand ihrer Bearbeitung übersichtlich und flexibel darstellen. Das Kanban-Board ist für alle Projekt-Beteiligten über das Online-Kollaborationswerkzeug Conceptboard3 einsehbar und wird von allen dort gepflegt. Im Projektverlauf wurde eine zweite Dimension ergänzt, über die auch eine Priorisierung der Aufgaben vorgenommen und sichtbar gemacht werden kann. Auch die Priorisierung von Aufgaben ist Besprechungsgegenstand in den Projekt-Meetings und kann gegebenenfalls angepasst werden.
Die Community-Treffs 2022
2022 lag der Schwerpunkt der Community „Nachhaltige Digitalisierung“ neben der Verdoppelung des Netzwerks – von gut 500 Mitgliedern Ende 2021 auf inzwischen rund 1.000 Mitglieder – auf fünf weiteren Veranstaltungen zu folgenden Themen: im April zu Rebound-Effekten, im Mai zu Corporate Digital Responsibility und Anfang Juli zu Green IT. Zum ersten Geburtstag der Community im September ging es vor allem um Projekte aus dem Kreis der Mitglieder, aber auch dem Ministerium selbst. Im November folgte die Veranstaltung rund um nachhaltigen Konsum.
Der erste Community-Treff in 2022 hatte den Titel „Es ist nicht alles grün, was glänzt – Rebound-Effekte als Herausforderung für eine nachhaltige Digitalisierung“ und bot den inzwischen über 70 Teilnehmenden im April drei prägnante Vorträge: Claudia Jach und Stefan Ullrich (Bits & Bäume4 ) referierten über die sozialen Auswirkungen von Rebound-Effekten. Im Anschluss stellte Felix Sühlmann-Faul5 (freier Techniksoziologe) dar, wie das stetige Anwachsen des weltweiten Datendurchsatzes die ökologischen Effizienzgewinne der Digitalisierung deutlich relativiert. Yuki Hayashi (Ecolytiq) referierte über die Notwendigkeit von Transparenz und Bildung in Bezug auf CO2 -Ausstoß und Ressourcenverbrauch, um die Entstehung von Rebound-Effekten zu verhindern. Aus der Veranstaltung heraus wurden fünf Kernpunkte formuliert, die wiederum in die gesamte Community hinein per E-Mail getragen wurden.
Die nächste Veranstaltung der Community fand bereits Ende Mai 2022 statt, wiederum im Barcamp-Format. Dabei wurden nach einem anfänglichen Kennenlernen und einer Einleitung zum Thema Corporate Digital Responsibility aus dem BMUV mehrere Sessions gebildet. In diesen wurden aus der Community mitgebrachte Themen zum wirkungsvollen und nachhaltigen Einsatz digitaler Technologien in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) diskutiert. Die Diskussionen wurden im abschließenden Plenum zusammengeführt. Die vier Vorträge der Veranstaltung im Juli 2022 unter dem Titel „Mit Green IT ins nächste Jahrzehnt!“ erreichten bereits mehr als 120 Teilnehmende. Zum Auftakt gab Marina Köhn (Umweltbundesamt) einen Einblick in die Arbeit der Behörde zum Thema Green IT. Im Anschluss stellte Jens Gröger (Öko-Institut e. V.) dar, mit welchen Umweltfolgen die Nutzung von Informationstechnik verbunden ist, welches geeignete Indikatoren sind, diese zu messen, und anhand welcher Merkmale man nachhaltige Hard- und Software beim Kauf erkennen kann. Fynn Wohlgensinger (PrimeComputer) sprach über Designprinzipien nachhaltiger Hardware. Hans-Peter Keilhofer (msg) beleuchtete den Einfluss von Software auf den Energieverbrauch von Computeranwendungen und stellte eine Methode zur Bewertung von Source Code im Hinblick auf Nachhaltigkeit vor.
Anfang September 2022 feierte die Community ihren ersten Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde der Veranstaltungsrahmen größer gesetzt: Die erste „Community Convention“ fand online statt und erreichte diesmal etwa 170 Teilnehmende. Die Keynote hielt Aline Blankertz, Co-Gründerin und Co-Vorstand der SINE Foundation6 und Politikreferentin bei Wikimedia Deutschland zum Thema „Mit Daten kollaborieren für mehr Nachhaltigkeit".7
Es folgten drei parallele Vorträge, in denen das BMUV spannende Einblicke in aktuelle Projekte gewährte. Das Referat Künstliche Intelligenz des BMUV referierte zu dem Fünf-Punkte-Programm „KI für Umwelt und Klima“, der Förderinitiative „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen“8 und der KI-Ideenwerkstatt9, die inzwischen ihrerseits eine erste Veranstaltung durchgeführt hat. Das Referat Umweltinformationen stellte das Portal umwelt.info10 – künftig ein zentraler Einstiegspunkt mit Zugang zu Umwelt- und Naturschutzdaten und Informationen — vor. Das Referat Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie und Ressourceneffizienz informierte über die Förderrichtlinie DigiRess für ein ressourceneffizientes und auf Echtzeitdaten basiertes Produzieren11 sowie über den Green-AI Hub Mittelstand.12
Eicke Schütze, Business Development Manager bei Authentic Vision GmbH
„Das Thema Nachhaltigkeit betrifft uns schließlich alle.“
Nachhaltigkeit spielt auch bei unseren Secure Labels eine Rolle, mit denen sich physische Produkte einfach verifizieren lassen. Dies dient zum einen dem Markenschutz und verhindert oft weniger nachhaltige Kopien. Zum anderen können damit digitale Assets in der physischen Welt verankert und so zusätzliche Ressourcen eingespart werden. Mit diesem Wissen und seiner langjährigen Erfahrung in der Digitalisierung möchte Eicke Schütze die Entwicklung einer nachhaltigeren Gesellschaft vorantreiben. Die Community „Nachhaltige Digitalisierung“ bietet ihm dafür einen guten Rahmen.
Eicke Schütze nimmt regelmäßig an den virtuellen Treffen der Community teil und tauscht sich mit Spezialistinnen und Spezialisten sowie Verantwortlichen aus verschiedenen Disziplinen aus. Spannende Themen sind für ihn unter anderem der digitale Produktpass und die Anwendung von Web3-Technologien wie NFT, DID und SSI.
Gegenstand des zweiten Teils der Veranstaltung waren vier Projekte aus der Community. Fabian Eckert (RECUP GmbH) berichtete über Mehrweglösungen für Lebensmittel und darüber, wie diese für viele erste Touchpoints zum Thema Nachhaltigkeit darstellen können. Benjamin Hein (DIN e. V.) sprach über die Regeln einer Circular Economy und darüber, wie man mit Normung ein Wirtschaftssystem umbaut und welche Rolle die deutsche Normungsroadmap dabei spielt. Tilmann Vahle (Systemiq GmbH) erläuterte, wie digitale Produktpässe (DPP) dabei helfen, die europäische Wirtschaft durch Digitalisierung zu unterstützen sowie die Transparenz und Nachhaltigkeit entlang der Lieferketten zu verbessern. Als Beispiel wurde hier der Batteriepass13 vorgestellt. Und schließlich zeigte Dr. Andreas Kugel (OK Lab Karlsruhe), wie offene Daten nützliche und nachhaltigkeitsorientierte Anwendungen ermöglichen. Beispiel hierfür war Klimawatch, welches Transparenz über den Klimaschutz in Kommunen herstellt.
Der Community-Treff im November 2022 widmete sich dann mit zwei Vorträgen dem „Nachhaltigen Konsum“: Dr. Otmar Lell (ConPolicy-Institut für Verbraucherpolitik) sprach über die Datenschnittstelle des BMUV-geförderten Projekts ZuSiNa14 als Beitrag für eine bessere Sichtbarkeit von Nachhaltigkeitslabels im Onlinehandel. Dr. Richard Geibel (E-Commerce Institut Köln) stellte den aktuellen Stand und Lösungsansätze für E-Commerce und Nachhaltigkeit vor.
Ausblick
Ende 2022 verfügt die Community über eine Webseite, auf der in groben Zügen die Ziele und Aktivitäten präsentiert werden und eine Anmeldung möglich ist.15 Dies soll sich 2023 ändern: Vorgesehen ist ein Webauftritt, der umfangreichere Informationen bereitstellt. Als Community-Plattform soll er den Akteurinnen und Akteuren eine Gesamtsystembetrachtung zu den definierten Bereichen im Sinne einer Arbeit an einer gemeinsamen Problemlösung über positive Beiträge zu Umwelt- und Klimaschutz sowie Digitalisierung ermöglichen.
Neben Best Practices für die Plattform sollen 2023 außerdem Leitfäden entstehen, die beispielhafte Lösungen und konkrete Handlungsempfehlungen zusammenführen, um gute Ansätze zu verbreiten und in die Praxis zu bringen.
Rebeca Höltken, Agile Transformation Expert, MBA Student Leadership & Digital Business Transformation, Quadriga Berlin
„Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören zusammen, denn nur wenn Digitalisierung nachhaltig ist, macht sie auch Sinn für die Zukunft.“
Für Rebeca Höltken, die sich privat in der Community „Nachhaltige Digitalisierung“ engagiert, gibt es kein Richtig oder Falsch bei der Wahl des Digitalisierungswegs, sondern nur eine unzureichende Kommunikation und fehlenden Informationsaustausch über die verschiedenen Ebenen hinweg. Für sie füllt die Community „Nachhaltige Digitalisierung“ genau diese Lücke, indem sie eine Plattform für Digitalisierung UND Nachhaltigkeit bietet. Rebeca Höltken ist nicht nur beim LinkedIn-Kanal der Community aktiv, sondern nimmt auch regelmäßig an Diskussionen und Round Tables zur Digitalisierung oder Nachhaltigkeit teil. Geballtes Wissen über „nachhaltig digital“ kennt sie so aus keiner anderen Community. Für sie steht fest: „Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Disruptoren und großen Ausrufezeichen der Gegenwart und Zukunft. Wenn wir beide zusammen denken, werden sie sich parallel weiterentwickeln. Deshalb sollten neue Ideen auch immer auf beide Aspekte einzahlen.“
Die Veranstaltungsreihe der Community-Treffs wird fortgeführt. Dabei ist unter anderem vorgesehen, die Möglichkeiten der Digitalisierung für Umwelt- und Naturschutz näher zu betrachten. Die Themen werden aber auch aktuelle Debatten und Ideen aus der Community aufgreifen. Neu im Programm: eine eigene Reihe von Workshops als Fortbildungsangebot zum Thema Green IT. Die Community wächst mittlerweile organisch, vermehrt melden sich interessierte Personen über die Webseite an. Dennoch wird das Recherche- und Kommunikationsmanagement mit KI-Unterstützung fortgesetzt, um gezielt und aktiv Mitglieder zu gewinnen und zu integrieren. Der Austausch mit zahlreichen und diversen Akteurinnen und Akteuren in der Community seit Mitte 2021 zeigt vor allem eins: Die wachsende Komplexität von Klima- und Umweltschutz sowie von Nachhaltigkeit braucht nicht nur Digitalisierung. Sie benötigt vor allem auch Dialog und Kooperation. Hierfür kann die Community „Nachhaltige Digitalisierung“ einen ersten Schritt leisten.
Manuela Meyer, CDO Stadt Jena, GPL Smart City Projekt
„Der Austausch zwischen Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft und Akteuren der Zivilgesellschaft ist ein wichtiger Erfolgsfaktor auf dem Weg zu einer gelingenden, nachhaltigen Digitalisierung.“
Als Digitalisierungsbeauftragte der Stadtverwaltung Jena und Gesamtprojektleiterin des Smart City Projektes betreut Manuela Meyer alle Digitalisierungsgroßprojekte in der Stadt, in der Nachhaltigkeit schon lange ein Thema ist. Jenas Stadtwerke liefern seit 2013 100 Prozent Ökostrom, 2018 wurden die Lichtsignalanlagen und Verkehrsrechner modernisiert und 2021 ein 5G-Projekt genehmigt, in dem unter anderem durch die Erfassung von Sensordaten der Verkehrsfluss für alle Teilnehmenden optimiert werden soll. Jena plant Klimaneutralität bis 2035.
Manuela Meyer nutzt die Community „Nachhaltige Digitalisierung“, um sich mit Expertinnen und Experten aus anderen Kommunen zu vernetzen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Sie möchte nicht nur von Best-Practice-Beispielen lernen, sondern auch von weniger optimal gelaufenen Projekten, um Fehler nicht zu wiederholen. Für sie ist die Wirtschaft einer der wichtigsten Lösungsanbieter für Nachhaltigkeit, „ ... aber wir Expertinnen und Experten aus der Verwaltung kennen unsere (rechtlichen) Rahmenbedingungen und Herausforderungen. Ich würde manchmal auch gern so schnell und agil handeln, wie es die Wirtschaft kann, aber an erster Stelle steht für uns die kommunale Daseinsvorsorge und die muss bezahlbar bleiben“.
Manuela Meyer nutzt die Newsletter-Informationen und Präsentationen der Community unter anderem als Anregung für eigene Podiums-Beiträge. Ihre persönliche Lernkurve bei den Community-Treffen empfindet sie weiterhin als steil.
Quellen
1 BMUV: Umweltpolitische Digitalagenda, www.bmuv.de/digitalagenda (abgerufen am 08.11.2022).
2 BMUV: BMUV Community-Treff „Nachhaltige Digitalisierung“ am 10.12.2021, www.bmuv.de, 2021 (abgerufen am 08.11.2022).
3 Conceptboard: Gute Ideen brauchen einen sicheren Ort, conceptboard.com/de (abgerufen am 13.01.2023).
4 Bits & Bäume, bits-und-baeume.org (abgerufen am 08.11.2022).
5 Sühlmann-Faul, suehlmann-faul.com (abgerufen am 08.11.2022).
6 SINE Foundation, sine.foundation (abgerufen am 08.11.2022).
7 BMUV: Community Convention – „Gemeinsam zu grünen Lösungen“, www.bmuv.de (abgerufen am 09.11.2022).
8 BMUV: Unsere Förderinitiative „KI-Leuchttürme für Umwelt, Klima, Natur und Ressourcen", www.bmuv.de, 2022 (abgerufen am 09.11.2022).
9 ZUG: KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz, www.z-u-g.org, 2023 (abgerufen am 09.11.2022).
10 Umweltbundesamt: umwelt.info: Das zentrale Portal für Umwelt- und Naturschutzinformationen, www.umweltbundesamt.de/umwelt-info (abgerufen am 09.11.2022).
11 BMUV: BMUV startet neues Förderprogramm für mehr Ressourceneffizienz durch digitale Anwendungen, www.bmuv.de (abgerufen am 09.11.2022).
12 BMUV: Rede von Steffi Lemke bei der CEWI-Konferenz „Circular Economy gemeinsam anpacken“, www.bmuv.de, 2022 (abgerufen am 09.11.2022).
13 Enercity: EU plant die Einführung eines Energiepasses, www.enercity.de, 2022 (abgerufen am 08.11.2022).
14 Zusina: Besserer Zugang und Sichtbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen im Online-Handel durch KI, www.zusina-projekt.de (abgerufen am 09.11.2022).
15 BMUV: Community „Nachhaltige Digitalisierung“, www.bmuv.de, 2022 (abgerufen am 08.11.2022).