Zuerst erschienen in der public Ausgabe 02-2021
von Regina Welsch
Dr. Siegfried Eichin, Amtsleiter und Sabrina Wurdak , Leiterin Fachgebiet Pandemiemanagement vom Gesundheitsamt Tuttlingen im Gespräch mit Regina Welsch, Lead Business Consultant, msg Public Sector.
msg: Vielen Dank, Frau Wurdak und Herr Dr. Eichin, dass Sie sich zu diesem Interview bereiterklärt und sich die Zeit genommen haben.
Dr. Eichin: Sehr gerne. Es ist für uns als Gesundheitsamt eine gute Möglichkeit, um uns sichtbar zu machen und zu zeigen, wie es bei uns im Moment zugeht. Es sind gerade harte Zeiten – immer noch. Aber mit der Impfung ist jetzt zumindest Land in Sicht.
msg: Bitte stellen Sie sich unseren Leserinnen und kurz vor.
Wurdak: Gerne. Ich leite seit Oktober letzten Jahres das Fachgebiet Pandemiemanagement beim Gesundheitsamt Tuttlingen und bin hauptsächlich für alle organisatorischen Fragestellungen zuständig.
Dr. Eichin: Und ich bin seit 2007 der Leiter des Gesundheitsamts in Tuttlingen. Ich wurde am Ende meiner Laufbahn noch mit dieser Pandemie beglückt und freue mich, diese Situation begleiten zu können. Im Auge des Orkans sozusagen.
msg: Welche Aufgaben übernimmt das Gesundheitsamt in Tuttlingen normalerweise, das heißt, wenn keine Pandemie herrscht?
Dr. Eichin: Wir haben ein breites Spektrum an Aufgaben. Das fängt mit dem Infektionsschutz an, was ja auch die Pandemie elementar betrifft. Es geht um Prävention, zum einen um Infektionsprävention, zum anderen um Prävention beispielsweise in Form von Gesundheitskonferenzen. Es geht um Gutachten des Amtsärztlichen Dienstes – von beamtenrechtlichen Gutachten über Gerichtsgutachten bis hin zu Einzelgutachten aufgrund verschiedener Gesetzesgrundlagen. Und dann haben wir noch einige Nischenthemen, wie beispielsweise die Trinkwasserüberwachung als eigenes Teilgebiet des Infektionsschutzes. Hierbei geht es auch um die Wasserqualität.
Aktuell haben wir es primär mit dem Infektionsschutz zu tun. Aber grundsätzlich ist die Arbeit im Gesundheitsamt sehr spannend und vielfältig. Ich habe es noch nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben.
msg: Im Moment dreht sich fast alles um Covid-19. Wie hat die Pandemie den Alltag im Gesundheitsamt verändert?
Dr. Eichin: Los ging es Anfang letzten Jahres. Im Februar war die Lage noch ganz entspannt. Man hatte zwar von Corona gehört, aber das Thema war bei uns noch nicht präsent. Im März, April, Mai, da ging es dann richtig zur Sache. Von jetzt auf gleich hat Corona alles beherrscht. Das Telefon hat nicht mehr aufgehört zu klingeln, die E-Mail-Postfächer wurden überflutet. Unsere gesamten Kräfte waren gefordert – von heute auf morgen gab es nichts anderes mehr als Covid-19, die Fallbearbeitung und die Meldung.
"Aber grundsätzlich ist die Arbeit im Gesundheitsamt sehr spannend und vielfältig."
msg: Können Sie uns kurz beschreiben, wie eine solche Fallbearbeitung abläuft?
Dr. Eichin: Ja gerne. Der Ablauf ist für alle meldepflichtigen Krankheiten gleichlaufend. Wir folgen dabei den Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Wenn ein niedergelassener Arzt bei jemandem eine meldepflichtige Krankheit feststellt, ist er zur Meldung verpflichtet. Und zwar unverzüglich, ohne schuldhaftes Verzögern. Spätestens nach 24 Stunden muss die Meldung bei uns im Gesundheitsamt eingetroffen sein. Früher ging das analog per Fax, jetzt läuft das über das Meldesystem DEMIS. DEMIS soll für alle Infektionskrankheiten genutzt werden, wurde aber erst mal für die Covid-19-Fälle vorgezogen. Wir haben dann die Vorgabe, die Ermittlungen durchzuführen, die Zusammenhänge zu ergänzen. Das bedeutet, dass wir in der Regel bei den Patienten anrufen, fragen, wie es ihnen geht, welche Krankheitssymptome sie haben, welche Kontakte sie hatten und so weiter. Die Fragen unterscheiden sich natürlich von Krankheit zu Krankheit. Bei Hepatitis B muss ich anders fragen als bei einer Corona- Meldung. Dann sortieren wir die Fälle nach bestimmten Kriterien. Das heißt nach Verdachtsfällen, nach Ansteckungsfällen. Und dementsprechend schreibt das Infektionsgesetz bestimmte Maßnahmen vor. Die Meldung geht dann weiter an das Landesgesundheitsamt, bei uns ist das in Stuttgart, von dort nach Berlin zum Robert Koch-Institut und von dort an die WHO. Es ist ein gestuftes Verfahren. Jede Stelle filtert noch mal und macht die aggregierten Daten dann für die nächste Ebene verwertbar. Die WHO ist die internationale Institution, die final die Maßnahmen trifft. Im Falle von Covid-19 war es die Feststellung der Pandemie.
"Von heute auf morgen gab es nichts anderes mehr als Covid-19, die Fallbearbeitung und die Meldung."
msg: Ihre Aufgabe ist es also, die Infektionsketten nachzuvollziehen?
Dr. Eichin: Genau. Aber das machen wir nicht nur bei Covid-19, sondern auch bei anderen Krankheiten, beispielsweise bei einer Salmonelleninfektion. Wenn uns ein Fall gemeldet wird, rufen wir die betroffene Person an und fragen, ob sie im Lebensmittelbereich arbeitet. Wir weisen sie darauf hin, dass sie nicht weiterarbeiten darf, stellen auch den Betrieb infrage, klären, ob es weitere Fälle gibt etc. Diese Maßnahmen unterscheiden sich von Krankheit zu Krankheit. Aktuell wird der gesamte Workflow von Corona dominiert. Aber es gibt natürlich noch andere Krankheiten. Nur gehen die in der Wahrnehmung gerade unter. Trotzdem bearbeiten wir sie natürlich, gar keine Frage.
Wurdak: Wir haben verschiedene Teams, die den Ablauf bearbeiten: Ein Team bearbeitet den Befundeingang, sortiert die ankommenden Befunde nach Krankheiten vor und leitet sie an die Fallerfassung. Dort werden die Fälle in unserem Datensystem erfasst. Dann geht es weiter in den Bereich Ermittlungen, wo die Personen so kontaktiert werden, wie Herr Dr. Eichin es eben geschildert hat. Dieses Ermittlungsteam verschickt auch die Kontaktpersonenliste, die die Betroffenen ausfüllen – das läuft mittlerweile elektronisch ab. Diese Listen gehen dann an unser Kontaktpersonenmanagement, wo die Kontaktpersonennachverfolgung stattfindet. Außerdem machen wir auch die Terminvergabe für unser Abstrichzentrum, für die PCR-Abstriche. Und wir haben eine Bürger-Hotline für den Landkreis. An die ist auch die Hotline für das Kreisimpfzentrum angegliedert. Dann haben wir noch den Bereich Corona-Recht, wo es um alle rechtlichen Anfragen zur Verordnung geht. Und ich glaube, das war es.
msg: Wie hat sich diese Situation auf Ihre anderen Aufgabenbereiche ausgewirkt? Sie sind ja zum Beispiel auch für Einschulungsuntersuchungen zuständig. Wenn nun alle Ressourcen abgezogen wurden, gab es sicher an vielen Stellen einen Engpass.
Dr. Eichin: Ja natürlich. Manche Themen konnten wir einfach nicht mehr bearbeiten. Die haben wir schlicht und einfach eingestellt, anders war es nicht möglich. Das Personal wurde komplett auf die Fallbearbeitung umgestellt, auf die Pandemiebewältigung. Aber es gab auch Rückhalt vonseiten der Vorgesetzten, und früher oder später hatten alle Verständnis für unsere Lage. Es gab eine hohe Akzeptanz, dass wir in der Pandemie manche Dinge eben nicht bearbeiten können.
"Der Digitalisierungsprozess wurde unglaublich beschleunigt."
msg: Gab es innovative Wege, die Sie einschlagen konnten, um die Herausforderungen zu bewältigen?
Dr. Eichin: Ja, die gab es. Ein ganz zentraler Punkt ist die Digitalisierung. In der ersten Welle, zu Beginn der Pandemie, hatten wir einen Aktenschrank, der war zweieinhalb Meter breit, und da waren die ganzen aktuellen Infektionsfälle drin. Alle Infektionen, die in Tuttlingen gemeldet wurden, hatten Platz in diesem Schrank. Aber im Verlauf der Pandemie waren die zweieinhalb Meter irgendwann voll. Das war dann der Zeitpunkt, wo wir uns überlegt haben, wie wir weitermachen können. Der Digitalisierungsprozess wurde unglaublich beschleunigt. Dieser Prozess war in den Jahren zuvor schon angedacht. Jetzt wurde er in einer enormen Schnelle – von jetzt auf gleich per Knopfdruck – realisiert. Das war für mich mit das Erstaunlichste im gesamten Verlauf der Pandemie.
msg: Wie wurde das realisiert? Wie können wir uns das vorstellen?
Dr. Eichin: Wir haben hier im Haus zum Glück jemanden, der programmieren kann. Das heißt, wir haben selbst eine Datenbank programmiert, in der wir ab einem bestimmten Zeitpunkt die Akten hochgeladen haben. Wir hatten zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Schnitt gemacht. Die alten Akten haben wir in Papierform abgelegt, die neuen Akten in elektronischer Form. Und ab diesem Zeitpunkt waren wir digitalisiert. Wir hatten dann die Datenbank auf unsere eigenen Bedürfnisse weiterentwickelt und zugeschnitten – dank der Programmiermöglichkeiten bei uns im Haus.
"Von der Politik bekamen wir unheimlich viel Unterstützung und Wertschätzung."
msg: Bekamen Sie auch von außen Systeme zur Verfügung gestellt?
Dr. Eichin: Wir haben ja schon lange die OctoWare-Fachanwendung, die allerdings für eine elektronische Akte nicht ausreicht. Da ging auf die Schnelle zwar manches, aber eben nicht alles. Die komplette elektronische Akte war daher eine hier im Haus entwickelte Datenbank. Die OctoWare-Datenbank haben wir immer noch. Sie wurde weiterentwickelt und von uns parallel geführt.
msg: Welche Unterstützung haben Sie beispielsweise von der Politik bekommen?
Arbeiten unter Corona-Bedingungen
Dr. Eichin: Von der Politik bekamen wir unheimlich viel Unterstützung und Wertschätzung. Zum Beispiel, indem wir Personal innerhalb des Gesundheitsamts umschichten und auch Personal von anderen Bereichen zuziehen konnten. Wir hatten ja innerhalb des Landratsamtes zig Personen, teilweise auf Abruf, teilweise auch längerfristig zugeordnet, die für uns bestimmte Aufgaben übernommen haben. Die Aufgaben wurden auch, und hier fängt die Geschichte von Frau Wurdak an, weiter aufgesplittet. Wir hatten dann plötzlich nicht mehr die Bearbeitung der kompletten Vorgänge in einem Kopf, in einer Hand. Wir haben es aufgeteilt: Eine Person hat beispielsweise den Fax-Eingang bearbeitet, eine andere Person hat, die Fallbearbeitung übernommen und eine weitere Person hat sich um die Kontaktpersonennachverfolgung gekümmert. An dieser Stelle würde ich jetzt gerne an Frau Wurdak übergeben, denn das war ihr Aufgabenbereich, als sie hier bei uns gestartet ist.
Wurdak: Gerne. Als ich letzten Oktober angefangen habe, hatten wir aus den verschiedenen Ämtern des Landratsamtes zwar sehr viel Personal, das aber immer nur für eine gewisse Zeitspanne im Einsatz war. Das heißt, es mussten immer wieder neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingelernt werden. Dadurch hat die Qualität der Arbeit sehr gelitten, gerade bei der Dynamik einer Pandemie, wo eigentlich alle immer auf dem aktuellen Stand sein sollten. Es war eine enorme Herausforderung für das Kernteam des Gesundheitsamts, immer wieder Unterstützungskräfte aus anderen Ämtern neu einzulernen, teilweise wöchentlich. Das hat sehr viel Energie gekostet. Daher waren wir froh und dankbar, als wir die Genehmigung bekamen, für die einzelnen Teams befristet Personal einzustellen. Also wir haben viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein Jahr befristet eingestellt. Das machen wir zurzeit immer noch, obwohl die Inzidenz gerade sinkt.1 Und wir haben auch noch Aushilfen aus dem Landratsamt, von der Bundeswehr, vom Zoll, von den Stadtwerken und auch Studentinnen und Studenten. Sie sehen, das ist sehr gemischt, und auch die Anzahl der Personen variiert stark. Zu Hochzeiten, so um den Dezember 2020 herum, hatten wir um die 130 Personen. Jetzt haben wir noch zwischen 70 und 80.
msg: Wie groß ist Ihr Kernteam hier in Tuttlingen?
Dr. Eichin: Knappe 20 Personen. Darunter auch viele Teilzeitkräfte. Da kann man sich ungefähr vorstellen, wie sehr wir gewachsen sind. Um ein Mehrfaches der ursprünglichen Besetzung. Das hat natürlich auch zur Folge gehabt, dass die ganzen Prozesse umgestellt werden mussten. Wenn wir früher einen Fall hatten, dann hat den eine Person vom Eingang bis zum Abschluss bearbeitet. Das hat sich extrem geändert. Wir sind ein Großbetrieb geworden. Mit allen damit verbundenen Schwierigkeiten. Daher sind wir auch sehr froh, dass wir mit Frau Wurdak eine Mitarbeiterin haben, die sich rein um die Organisation, um die Teams, um die Aufstellung und um das Funktionieren der Teams kümmern kann.
msg: Welche Arbeitsprozesse, die durch die Pandemie neu entstanden sind, werden bleiben?
Dr. Eichin: Was mit Sicherheit bleiben wird, ist die Digitalisierung, die digitale Akte. Im Moment sind wir mitten im Umstellungsprozess auf die Plattform SORMAS2. Denn wir werden unsere eigenentwickelte elektronische Akte irgendwann durch SORMAS ersetzen. Das ist, denke ich, das Eindrucksvollste. In der Arbeitsorganisation, hier würde ich einfach mal spekulieren, werden wir nicht mehr auf unsere ursprüngliche Mitarbeiterzahl zusammenschrumpfen. Corona wird uns mit Sicherheit noch länger begleiten, auch wenn die Impfung zunächst einmal viel Entlastung bringt. Aber ich denke, unter der Herausforderung, jederzeit schnell Ressourcen etablieren zu müssen, wird sich die Organisation mit Sicherheit verändern müssen.
msg: Und hat die Pandemie auch Innovationsbedarf aufgezeigt, der jetzt zwar noch nicht umgesetzt ist, den Sie sich aber für die Zukunft wünschen?
Wurdak: Eine große Herausforderung sind die Schnittstellen zu anderen Programmen, wie zum Beispiel rescuetrack3 oder die digitale Einreiseanmeldung4, und damit verbunden die sich immer wieder ändernden Zuständigkeiten. So haben beispielsweise die Gesundheitsämter Zugriff auf das digitale Einreiseportal und waren eine ganze Weile auch dafür zuständig. Jetzt hat sich das geändert, jetzt sind die Ortspolizeibehörden zuständig. Aber die haben gar keinen Zugriff auf das Portal. Wir aber müssen wirklich jeden Tag die Daten aus dem Portal exportieren. Und Sie können sich vorstellen, dass die Gemeinden, wenn sie von uns die Daten bekommen, auch bei uns anrufen und nachfragen: bei jeder Fallkonstellation, bei jedem offenen Punkt. Hier würden wir uns wünschen, dass auch auf politischer Ebene bedacht wird, mit welchen Programmen die Gesundheitsämter arbeiten. Zumal jetzt auch noch einige dazugekommen sind, inklusive der Apps, wie zum Beispiel die luca-App. Hier wäre es ganz wichtig, dass alles aus einem Guss und gut umzusetzen ist. Denn die Fachanwendung SORMAS ist für die Covid-Fallbearbeitung natürlich super und gut, bringt uns aber nichts, wenn die Schnittstellen nicht funktionieren. Wir müssen jetzt sehen, dass wir Lösungen dafür finden, denn wir sind verpflichtet, endgültig auf SORMAS umzustellen. Dass es hier noch ein bisschen reibungsloser lau- fen würde, wäre ein Wunsch von mir.
msg: Fühlen Sie sich jetzt besser vorbereitet auf einen zukünftigen Ausbruch einer Pandemie beispielsweise?
"Ich denke, im Moment sind wir wirklich bestens vorbereitet auf die Bewältigung einer Pandemie."
Dr. Eichin: Ich denke, im Moment sind wir wirklich bestens vorbereitet auf die Bewältigung einer Pandemie. Was weiterhin ein wichtiges Thema sein wird, ist das Personal. Wir sind in der Pandemie natürlich gewaltig gewachsen. Aber auch nach der Pandemie oder wenn die Fallzahlen sinken, brauchen wir genug Fachleute. Fachleute, die keine detaillierten Einweisungen brauchen. Geschulte Leute, die eine Ausbildung gemacht haben. Das fängt bei den Ärzten an – Ärzte sind Mangelware im Gesundheitsamt – und geht über die Gesundheitsaufseher bis zu den sozialmedizinischen Assistenten. Wir haben hier auch langfristig einen Engpass und müssen darüber nachdenken, wie wir den lösen können.
msg: Jetzt sinken die Inzidenzzahlen zum Glück deutschlandweit. Denken Sie, dass wir nun Land in Sicht haben, beziehungsweise denken Sie, dass die Pandemie bald überstanden ist, Herr Dr. Eichin?
Dr. Eichin: Dass die Inzidenzen sinken, hängt mit Sicherheit mit mehreren Faktoren zusammen. Wir haben zum einen die Maßnahmen. Wir haben als zweites, ganz wichtiges Instrument die Impfungen. Und wir haben das Wetter. Die Corona-Viren reagieren offensichtlich empfindlich auf klimatische Bedingungen.
Die Entwicklung des R-Wertes – liegt er über eins, steigen die Zahlen, liegt er unter eins, sinken sie – hängt nicht nur von einem Faktor ab, sondern von vielen. Wir haben das ja in der Vergangenheit bei der Grippeausbreitung gesehen. Im Herbst geht es los, im Frühjahr hört es auf. Egal was wir tun, es ist immer das gleiche Spiel, über all die Jahre. Und so könnte ich mir das auch bei Covid-19 vorstellen. Das heißt, über den Sommer bekommen wir zunächst eine Entlastung. Welche Wirkung die Impfung dabei hat, müssen wir abwarten. Die nächste Saison wird zeigen, ob die Zahlen dann wieder nach oben gehen. Ich denke, dass wir nach der nächsten Saison, was das anbelangt, etwas mehr Klarheit bekommen. Letztendlich ist die Pandemie für uns etwas Neues. Wir lernen täglich dazu. Die Dinge sind weiterhin spannend und offen.
"Letztendlich ist die Pandemie für uns etwas neues. Wir lernen täglich dazu."
msg: Zum Abschluss interessiert uns noch, was Sie sich von der Politik wünschen.
Dr. Eichin: Ich persönlich wünsche mir für den Öffentlichen Gesundheitsdienst insgesamt, dass die Wertschätzung, die im Zuge der Pandemie gestiegen ist, so hoch bleibt. Wir wissen natürlich, dass wir ein wichtiger Baustein im Infektionsschutz sind, und das sollte auch entsprechend gewürdigt werden. Als Zweites wünsche ich mir, dass sich das in der personellen und materiellen Ausstattung zeigt. Wobei es am Materiellen nicht klemmt, es ist das Personal, das fehlt. Von Ärzten über für den Infektionsschutz ausgebildetes Personal bis hin zu speziellen Fachkräften, so wie Frau Wurdak hier bei uns: die ein Gesundheitsamt kennt, mit all seinen Aufgaben, die im Gesundheitsbereich Erfahrung hat und die Organisation auch entsprechend leiten kann. So müsste ein Gesundheitsamt der Zukunft aufgestellt sein, auch dann, wenn Corona keine große Bedeutung mehr hat.
"Ich persönlich wünsche mir für den öffentlichen Gesundheitsdienst insgesamt, dass die Wertschätzung, die im Zuge der Pandemie gestiegen ist, so hoch bleibt."
msg: Vielen Dank, Frau Wurdak, Herr Dr. Eichin. Das war ein sehr interessantes, aufschlussreiches Gespräch.
Quellen
1 Zum Zeitpunkt des Interviews am 09.06.2021.
2 Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System, siehe auch: https://www.sormas-oegd.de/ (abgerufen am 01.07.2021).
3 http://www.rescuetrack.de/de-de/ (abgerufen am 11.07.2021).
4 https://www.einreiseanmeldung.de/#/ (abgerufen am 11.07.2021).