28.10.2020
Dass die msg in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern kann, liegt maßgeblich an ihnen: Den vielen engagierten und treuen Mitarbeitenden, die teils bereits seit den 80er Jahren für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens und seiner Produkte sorgen. Einer von ihnen ist Bruno Major, der msg seit 1984 begleitet und entscheidend mitentwickelt hat. Im Interview spricht er über ein Arbeitsleben bei nur einer Firma, den Wert von Vertrauen und warum es manchmal heißen muss: Nicht kleckern, sondern klotzen!
Herr Major, beschreiben Sie uns doch bitte Ihren Weg zu msg.
Bruno Major: Ich bin 1984 zu msg gestoßen. Zusammen mit Ingo Goelitz, der ebenfalls seither bei msg arbeitet, habe ich in München Informatik studiert und bei IBM ein Praktikum gemacht. Dort wollten wir uns auch gerne anstellen lassen. Das war unser fester Plan. Etwa vier Wochen vor Ende des Studiums kam Ingo zu mir und erzählte mir von einem Softwarehaus, das er kennengelernt habe. Die seien auf der Suche nach Leuten und hätten einen ganz sympathischen Eindruck gemacht. ‚Die Typen sind in Ordnung‘, meinte Ingo. ‚Ich geh‘ da hin.‘
Wie haben Sie reagiert?
Ich habe ihn gefragt, ob er das ernst meint und wie groß das Unternehmen denn eigentlich sei. msg bestand seinerzeit aus vielleicht acht oder neun Mitarbeitenden. ‚Aber wir wollten doch zu einem Weltkonzern gehen, was willst du bei dieser kleinen Klitsche?‘, habe ich Ingo gefragt. Ingo bat mich, doch wenigstens ein Gespräch mit den Inhabern zu führen. Schließlich unterhielt ich mich mit Pius Pflügler, einem der Gründer. So richtig überzeugen konnte er mich allerdings nicht und so fuhr ich unverrichteter Dinge in den Urlaub nach Südtirol. Pius Pflügler rief mich dort dann später an und erzählte mir von einem interessanten Auftrag bei BMW, den sie an Land gezogen hätten. Er habe mein Profil schon weitergereicht und mich im Grunde schon dorthin verkauft. Ich war völlig perplex, da ich ja nicht zugesagt hatte. Hängen lassen wollte ich msg aber auch nicht und so bin ich eben hin und quasi für msg bei BMW im Bereich Anwendungsentwicklung gestartet. So ähnlich sind vermutlich viele Mitarbeitende bei msg gelandet.
Sie halten dem Unternehmen seit 36 Jahren die Treue. Warum?
Ein Hauptgrund ist, dass msg ein eigentümergeführtes Unternehmen ist und die Gründer immer noch an Bord sind. Sie arbeiten an der Basis und wissen, wie die Leute funktionieren. Sie haben ein Gespür für das Unternehmen und die Leistungen und Produkte, die wir unseren Kunden verkaufen. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Spannend hat den Job immer gemacht, dass wir uns permanent gewandelt haben und nie stehengeblieben sind. Wir haben neue Bereiche gegründet, Abteilungen gesplittet, Lokationen aufgebaut.
Was macht die Arbeit bei msg so besonders?
Eine Besonderheit für ein Beratungshaus ist ja, dass wir Standardsoftware für Versicherungen entwickeln. Das ist gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal. Mittlerweile tun wir das unter anderem auch für Banken und die Nahrungsmittelindustrie. Als viele noch nach dem Sinn derartiger Software gefragt haben, hat msg sie schon angeboten. Insofern hat sich immer etwas bewegt. Es war nie langweilig. Mit den neuen, jungen Branchen ist ein irres Spektrum an vielfältigen Aufgaben entstanden, sodass es gar nicht nötig ist, den Arbeitgeber zu wechseln. Man findet innerhalb der msg-Gruppe immer interessante Tätigkeiten, um sich zu entwickeln.
Der Job macht also unverändert Spaß?
Auf jeden Fall. Ich habe keinen einzigen Tag bereut. Mich fasziniert nach wie vor, dass wir im Kern immer noch wie ein Startup funktionieren. Wir haben sehr flache Hierarchien, pflegen ein per Du-Verhältnis, haben kurze Prozesse und die Mitarbeitenden entscheiden viel selbst. Daraus ergeben sich eine Geschwindigkeit und Agilität, um die uns andere Firmen beneiden – und die man dringend braucht. Hans Zehetmaier hat immer gesagt: ‚Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen´. Die Geschwindigkeit im Softwarebusiness ist weiterhin das A und O. msg hat sie.
Gab es denn auch schwierige Phasen?
Klar. Wenn wir sehr, sehr große Projekte stemmen mussten. Da haben wir uns schon manchmal schwergetan. Unser stabiler Kundenstamm hat uns aber durch jede Krise geholfen. Wir waren nie scharf auf das schnelle Geld und haben Notlagen des Kunden nicht ausgenutzt. Langfristige Kundenbeziehungen haben sich stets bewährt.
Vertrauen als Basis des Erfolgs?
Das Leistungsprofil von Beratungshäusern ähnelt sich sehr. Dem Kunden ein Gefühl des Vertrauens zu vermitteln ist deshalb entscheidend für das Business. Die Schere zwischen der tatsächlichen Leistung und dem, was der Vertriebler verspricht, darf nicht weit auseinandergehen. Und ein Vertrauensverhältnis baut man nicht von heute auf morgen auf. Das dauert Jahre. Hans Zehetmaier verkörpert das perfekt. Er ist unser bester Vertriebler, weil er dieses Vertrauen immer gut vermittelt.
Wie hat sich denn Ihre Rolle im Unternehmen über die Jahre verändert?
Angefangen habe ich als Programmierer. Bei der Vereinten, der heutigen Allianz Private Krankenversicherung, lief damals das erste DB2-Projekt (relationale Datenbank) in Deutschland. Zufällig hatte ich zum Thema gerade einen Kurs gemacht. Hans Zehetmaier fuhr zur Vereinten und kündigte die Überlassung eines Experten an (lacht). So bin ich zur Versicherungsbranche gekommen. Als wir anfingen, Versicherungssoftware als Standardsoftware anzubieten, war eine Art Bereichsleiter vonnöten und mir wurde die Rolle angeboten. Später wurde ich dann Teamleiter für Entwicklung, dann Abteilungsleiter. Seit etwa 15 Jahren bin ich nun als Geschäftsbereichsleiter tätig und für die Versicherungskunden im süddeutschen Raum zuständig.
Wie haben sich Arbeit und Geschäft verändert?
Das Geschäft ist internationaler geworden und das Thema Standardsoftware wird immer wichtiger. Im Vergleich zu früher schauen Versicherer heute auf jeden Euro. Inzwischen entscheiden sie sich immer häufiger dazu zu kaufen, was auf dem Markt verfügbar ist. Für msg ist das ein großer Vorteil, weil wir da viel zu bieten haben. Allgemein befinden wir uns inmitten eines stürmischen Wandels. Das Versicherungsumfeld hat großen technologischen Nachholbedarf was die Digitalisierung betrifft. Spannend ist auch, dass gerade die großen Versicherungen, die etablierten Player, sehr viel Geld in die Hand nehmen, um ihr Geschäft zu digitalisieren. Sie spüren die Macht der großen Marketplace-Betreiber wie Amazon, Google und Co. Und dass es eng werden könnte, sollten diese ins Versicherungsgeschäft einsteigen. Das Business bleibt also überaus spannend.
Welche Anekdote erzählen Sie am liebsten?
Wir wollten wachsen und eine neue Geschäftsstelle eröffnen. Sie sollte in einer Stadt mit guter Uni und gutem Informatik-Lehrstuhl entstehen, nicht zu weit von München entfernt sein und bayerische Mentalität ausstrahlen. Die Wahl fiel auf Passau. Dort sollten vielleicht zehn Arbeitsplätze entstehen. Schließlich hieß es, die Stadt wolle ein Gespräch mit uns führen. Hans Zehetmaier hatte keine Zeit, weshalb ich mit Peter Rettenbeck völlig unvorbereitet dorthin fuhr. Wir dachten, dass uns dort höchstens zwei bis drei Verantwortliche zum Gespräch empfangen würden. Tatsächlich führte man uns im Rathaus von Passau in einen riesigen, alten Barocksaal, in dem bestimmt 30 Leute, die Presse und der gesamte Stadtrat saßen. Den Bürgermeister hatte man aus seinem Urlaub in Verona eingeflogen. Es war ein Riesen-Tamtam. Mir war angst und bange und ich dachte mir, dass ich unmöglich nur zehn Arbeitsplätze ankündigen kann. Das würde bestimmt nicht gut ankommen. Also klotzte ich und erzählte, dass wir 50 Arbeitsplätze aus dem Boden stampfen wollen (lacht). Tatsächlich arbeiten dort heute etwa 500 Leute.
Was wird für msg in Zukunft wichtig?
Der Geist der msg – dass der Kunde König ist und im Mittelpunkt steht – der muss erhalten bleiben. Trotz der Größe. Und der Startup-Charakter muss weiterhin gepflegt werden. Erfolgreiche Großkonzerne zertrümmern ihre Strukturen und bauen auf kleine Teams, um agil zu sein. Wir haben immer so gearbeitet und sollten das auch so beibehalten.