07.12.2020
Immer mehr Versicherer wollen sich von ihren Altverträgen lösen. Zu groß ist inzwischen der administrative und finanzielle Aufwand. Zunehmend ziehen Gesellschaften deshalb auch den negativ behafteten Run-off in Erwägung. Die 2020 neugegründete Legacy Portfolio Partners GmbH (LPP) bietet eine Lösung, mit der sich Altbestände ganz ohne Portfolio-Transfer gewinnbringend weiterführen lassen. Im Interview sprechen die beiden Geschäftsführer Ralph Altenburger und Alexander Martin-Boes über die Problematik hinter den Altverträgen und wie sie Erstversicherer von Altbeständen befreien wollen: wirtschaftlich und operativ.
Herr Altenburger, warum wollen sich Versicherer überhaupt von ihren Altbeständen trennen?
Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig geht es um Bestände mit alten Tarifgenerationen, die nicht mehr in die Strategie passen und um Bestände, die auf veralteten IT-Systemen administriert werden. Sie stellen eine zunehmende Belastung für Versicherungsunternehmen dar. Denn sie beanspruchen finanzielle als auch personelle Ressourcen und verringern damit die Innovationskraft, beispielsweise um die digitale Transformation zu bewältigen. Versicherer müssen ihre Strategien heute schneller umsetzen, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. Für viele lohnt es sich daher finanziell kaum noch, die Bestände weiterzuführen.
Und hier kommt LPP ins Spiel?
Wir entlasten Erstversicherer, indem wir Altbestände, die nicht mehr zum bestehenden Geschäftsmodell passen, überführen. Zudem unterstützen wir bei allen relevanten Kunden- und Verwaltungsprozessen. Dabei versteht sich die LPP als sogenannter Assekuradeur. Das bedeutet: Als Versicherungsvermittler mit erweiterten Vollmachten betreuen, bearbeiten und entwickeln wir die Bestände fortlaufend weiter. Wir verfügen über eine moderne, zukunftsfähige IT-Infrastruktur und können die Policen effizient verwalten. Gemeinsam mit dem internationalen Rückversicherer Swiss Re haben wir eine ganzheitliche Lösung entwickelt, die Risikokapital, Versicherungsexpertise und Technologie optimal bündelt. Swiss Re ist dabei für die versicherungstechnische Risikotragung zuständig. So entsteht eine integrierte Lösung für Altbestände in der Versicherungsindustrie, die es bislang so nicht gab.
Was unterscheidet diese Übernahme von einem klassischen Run-off?
Der entscheidende Unterschied ist, dass – anders als bei einem herkömmlichen Run-off – der übertragende Erstversicherer den Kunden nicht an einen anderen Versicherer abgibt und möglicherweise die gesamte Kundenbeziehung verliert. LPP übernimmt „nur“ den Teil des Bestandes, den der Erstversicherer abgeben möchte, verhält sich aber neutral in Bezug auf die Kundenbeziehung des abgebenden Erstversicherers. Außerdem zielen wir – ebenfalls anders als beim herkömmlichen Run-off – ausschließlich auf „aktive Bestände“ ab, wobei kein (rechtlicher) Portfolio-Transfer stattfindet.
Herr Martin-Boes, erläutern Sie uns doch bitte, wie so eine Übertragung genau funktioniert.
Ganz einfach erklärt: LPP migriert die Bestandsdaten auf die msg-eigene nexinsure-Plattform. Durch eine systematische Ansprache werden Kundinnen und Kunden im alten Tarif effizient und ohne steigende Kosten weiter durch LPP betreut oder können in neue Tarife überführt werden. LPP übernimmt somit alle Aufgaben eines Versicherungsvermittlers, hat jedoch erweiterte Vollmachten, beispielsweise in der Schadenregulierung. Da LPP als Dienstleister von Versicherungen agiert, tritt sie nicht als Wettbewerber zur bestehenden Vertriebsorganisation auf.
Welche Folgen hat das für die Kundinnen und Kunden?
An den Ansprüchen der Versicherungsnehmerinnen und -nehmer ändert sich durch die Altbestandsübernahme nichts. Die Verträge laufen einfach weiter. Es entstehen dadurch keine Nachteile. Im Gegenteil: Die Versicherten können sich auf eine umfangreichere Betreuung verlassen. Denn wir sind auf die aktive Verwaltung und Entwicklung von Versicherungs-Altbeständen im Nicht-Leben Bereich spezialisiert. So können wir uns ganz auf unsere Kundinnen und Kunden konzentrieren. Darüber hinaus profitieren auch die Erstversicherer. Denn sie können sich noch stärker auf ihr künftiges Kerngeschäft fokussieren – gleichzeitig bleiben die Kundenbeziehungen bestehen.
Das hört sich ganz nach einer Win-win-Situation an?
In der Tat, die Versicherer gewinnen durch unsere Lösung neue Geschäftsspielräume und mehr Flexibilität. Dank unserer schlanken Organisation, einer leistungsstarken IT sowie unserem Fokus auf Altbeständen können wir kosteneffizienter als Erstversicherer arbeiten. Diesen Kostenvorteil geben wir an den Erstversicherer zurück, sodass er keine Vorinvestitionen zur Lösung erbringen muss. Gleichzeitig sind wir dadurch in der Lage, Versicherungsnehmerinnen und -nehmer in den Mittelpunkt zu stellen.
Mehr Informationen zur Legacy Portfolio Partners GmbH finden Sie unter www.legacyportfolio.partners