21.12.2020
Dass die msg in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern kann, liegt maßgeblich an ihnen: Den vielen engagierten und treuen Mitarbeitenden. Einer von ihnen ist Hans Ranft. Im Interview spricht er über Jobs per Handschlag und warum msg eine der wenigen Firmen mit zwei CEOs ist. Außerdem erklärt er, was die Beatles mit msg zu tun haben.
Herr Ranft, Sie sind schon viele Jahre bei msg. Können Sie sich noch erinnern, wie alles begann?
Inzwischen bin ich seit über 20 Jahren bei der msg. Zuvor habe ich 19 Jahre bei IBM gearbeitet. Die Gründer Hans Zehetmaier, Herbert Enzbrenner und Pius Pflügler kannte ich bereits vor der Gründung von msg. Die drei waren damals Werksstudenten bei IBM in München. Hans Zehetmaier stammt wie ich aus Wartenberg im Landkreis Erding und hatte einige Jahre vor mir BWL in Landshut studiert. Er empfahl mir damals, ein Praktikum bei IBM zu machen, was ich dann auch getan habe.
Unterdessen entwickelte sich msg.
Ja, und diese Entwicklung habe ich all die Jahre mit großem Interesse und Respekt auch verfolgt und den Kontakt zu den Gründern nie abreißen lassen. Hans Zehetmaier hat mich zwischenzeitlich immer wieder mal angesprochen, ob ich nicht zu msg wechseln möchte. Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass die Zeit damals schlicht noch nicht reif war. Ich fühlte mich bei IBM sehr gut aufgehoben. Im Herbst 1999 war es dann aber so weit. Ich war gerade auf der IT-Messe Systems in München und stattete dem msg-Stand einen Besuch ab. Der Auftritt war beeindruckend. Erst jetzt sah ich im Detail, wie diese Firma sich entwickelt hatte: Knapp 1000 Mitarbeitende und 235 Millionen DM Umsatz. Das fand ich schon bemerkenswert. Hans Zehetmaier war auch vor Ort, hatte mich am msg Stand sehr herzlich in Empfang genommen und bot mir während unseres Gesprächs einen vielversprechenden Job an. Der Funke ist sofort übergesprungen (lacht).
Was hat Sie denn damals dazu bewogen, zu msg zu gehen?
Ich hatte großartige Jahre bei IBM, sehr loyale Kunden, wunderbare Kolleginnen und Kollegen und spannende Aufgaben. Eines der Highlights war ein internationaler Job im IBM European Headquarter in Paris, wo ich mit meiner ganzen Familie für ein Jahr lebte. Aber jetzt wollte ich einen beruflichen Wechsel. Mit meinen 42 Jahren hatte ich einfach das Gefühl, reif für neue Herausforderungen zu sein. Bei IBM war ich anfangs in der Systemberatung und danach überwiegend im Vertrieb, nun wollte ich unternehmerisch und strategisch mitgestalten und mich auch managementseitig in diese Richtung weiterentwickeln. Da kam die Perspektive, die Hans Zehetmaier an mich herangetragen hatte, wie gerufen. Ich sollte den Vertrieb und das Marketing bei msg weiter auf- und ausbauen. Ich war vom Fleck weg begeistert. Noch während unseres Gesprächs auf der Messe vereinbarten wir per Handschlag meinen Wechsel im Frühjahr 2000. Ein paar Tage später reichte ich meine Kündigung ein. So ist das damals gelaufen (lacht).
Wie verlief Ihr weiterer Werdegang?
Ich bin dann also als Leiter Marketing und Vertrieb bei msg eingestiegen, habe sukzessive das Team auf- und ausgebaut und hierfür Marketingleute und Vertriebsleute an Bord genommen. Meine zusätzliche Aufgabe war von Beginn an, mich um die wichtigen Partnerschaften zu kümmern. Etwa um die traditionelle Partnerschaft mit IBM oder auch die damals recht neue zu SAP sowie weitere, die wir dann über die Jahre gut entwickeln konnten. Und wie seinerzeit bei Mittelständlern üblich – also mehrere Jobs in einer Person auszuüben – war ich zusammen mit einem Team aus ehemaligen IBMlern noch einige Zeit für den Hard- und Softwarevertrieb verantwortlich, der aus der langjährigen Partnerschaft mit IBM entstanden war. Dieses Geschäftsfeld haben wir dann aber an einen anderen Partner verkauft, da es perspektivisch nicht mehr zur msg-Strategie passte. Ich habe mich damals mit Hans Zehetmaier persönlich darum gekümmert. Es gelang dann zunehmend, Marketing und Kommunikation als Zentralbereich zu etablieren. Wir haben allerdings recht schnell erkannt, dass ein zentrales Vertriebsteam in so einer stark branchenorientierten Organisation wie der msg kein Erfolgsmodell ist. Wir haben den Vertrieb dann dezentral in den Einheiten organisiert.
Was waren die nächsten Schritte?
Nach vielen intensiven Jahren und sehr spannenden Themen im Zuge der erfolgreichen Entwicklung der msg, war es dann 2017 für mich erneut Zeit, eine Veränderung vorzunehmen. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht. msg war über die Jahre enorm gewachsen, die Digitale Transformation voll im Gange. Auch die Heraus- und Anforderungen wuchsen damit stetig. Bei der damaligen Größe und den Zukunftsaussichten der msg war es für mich nicht mehr vorstellbar, beide Jobs gleichzeitig mit meinen Ansprüchen an die Aufgaben auszuüben. Deshalb leitete ich also gewissermaßen meine eigene Transformation ein, setzte neue Schwerpunkte und legte von nun an den Fokus klar auf das Partnermanagement. Ich dachte, dass ich meine Seniorität und Erfahrung so am besten zum msg-Nutzen einbringen kann. Wir haben dann die Stabsstelle Global Alliance-Management gegründet, die ich seither leite.
Wie sieht diese Rolle genau aus?
Für msg ist und wird es immer wichtiger, nachhaltige Partnerschaften auf Augenhöhe zu etablieren und insbesondere auch für unsere Strategie im Bereich Plattformen und Ökosysteme die richtigen Partner an Bord zu nehmen. Meine Rolle ist es, diese weiter auf- und auszubauen und dafür zu sorgen, dass sie für die ganze Gruppe nutzbar sind – als entscheidender Faktor für unsere globale Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftssicherung. Wichtig ist in diesem Kontext auch das kontinuierliche Business-Development. Wo können wir bei bestehenden Partnern neue Geschäftsfelder aufgleisen und wo können wir mit neuen Partnern neue Geschäftsfelder erschließen?
Sie bekleiden aber noch ein zweites Amt im Unternehmen – und zwar das des CEO, des Chief Entertainment Officer. Wie kam es denn dazu?
(lacht) Hans Zehetmaier pflegte immer zu sagen, msg ist eines der wenigen Unternehmen, das zwei CEOs hat. Ich bin leidenschaftlicher Hobbymusiker, spiele seit 20 Jahren in der msg Band und seit vier Jahren auch noch zusätzlich in einer Rockband. Im Jahr 2000 waren wir bei einer großen SAP-Konferenz für Versicherer, bei der wir erstmalig auch unsere SAP Rückversicherungslösung FS-RI vorgestellt hatten. Nach der Abendveranstaltung zu später Stunde waren einige Leute von einem Rückversicherungskunden und von SAP zusammen mit Hans Zehetmaier und mir in der Bar, wo sich dann die Gelegenheit zu einer musikalischen Darbietung ergab. Ich setzte mich also ans Klavier und gab verschiedene Songs zum Besten. Es war eine großartige Stimmung und der „Saal“ tobte. Zum Schluss spielte ich als Ausklang „Let it be“ von den Beatles und unsere Gruppe begann plötzlich mitzusingen – nur dass aus „Let it be“ witzigerweise „FS-RI“ wurde. Also der Name eines unserer Top-Produkte der msg. Und so entstand die Idee, Songs für Produkte und Lösungen, sowie für Events zu machen. Zum ersten Mal haben wir das zur Eröffnung der inscom 2002 umgesetzt. Es war sensationell, die Teilnehmenden waren baff. Seither gibt es bei jeder inscom einen Hans Ranft-Song.
Wie viele Auftritte hatten Sie bereits und welche sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Alles in allem vielleicht so um die 20 Auftritte. Das hatte immer etwas Auflockerndes. Nur die Verabschiedung von Hans Zehetmaier, der ja Anfang 2020 vom Vorstand in den Aufsichtsrat gewechselt ist, die war sehr sentimental. Aber es war mir eine große Ehre. Auch, dass ich jetzt den 40 Jahre msg Jubiläumssong einspielen durfte war für mich ein sehr emotionales Erlebnis. Für immer in Erinnerung wird mir auch ein großartiger Auftritt vor beeindruckender Kulisse bei einer Projektabschlussfeier unseres Kunden Allianz in der Wappenhalle des ehemaligen Münchner Flughafens Riem bleiben.
Richten wir den Blick nach vorne: welche Herausforderungen stehen bevor?
Die Aufgaben werden sicher nicht weniger. Der entscheidende Faktor ist also Flexibilität. Die Innovationskraft, die wir in der Gruppe haben und immer wieder zutage fördern, müssen wir durch das Zusammenwirken der verschiedenen Einheiten noch verstärken. Alle müssen bereit sein, das mitzutragen und das geballte Know-how zu bündeln. Zusammen mit Partnern können wir dann hervorragend am Markt bestehen. Wenn es uns gelingt, unser msg-Wissen so zu orchestrieren und mit Partnerschaften anzureichern, dass wir der Kundschaft maximalen Nutzen bieten und sie wettbewerbsfähig machen können, wird es uns weiterhin sehr gut gehen. Davon bin ich überzeugt. Und wenn wir uns zudem unseren Spirit bewahren, mit gesundem Menschenverstand und dem richtigen Gespür agieren, unsere Kunden weiterhin gut verstehen und beraten und unsere soziale Verantwortung wahrnehmen, haben wir unser Erfolgsrezept. Dann mache ich mir keine großen Sorgen. Die zweite Milliarde wird dann keine weiteren 40 Jahre dauern.