27.11.2020
Dass die msg in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiern kann, liegt maßgeblich an ihnen: den vielen engagierten und treuen Mitarbeitenden, die teils bereits seit den 80er Jahren für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens und seiner Produkte sorgen. Einer von ihnen ist Ingo Goelitz, der msg seit 1983 die Treue hält und das Unternehmen mitgeprägt hat. Im Interview spricht er über die beste Entscheidung seines Arbeitslebens und seine allerliebste Erinnerung – nämlich die an das Kennenlernen mit seiner heutigen Frau.
Herr Goelitz, welche Erinnerungen an Ihren Bewerbungsprozess haben Sie?
(Lacht). Das war im Herbst 1983. Den klassischen Bewerbungsprozess gab es zu jener Zeit gar nicht. Ich hatte Informatik an der FH hier in München studiert und Informatiker waren sehr gesucht – mindestens genauso intensiv wie heute. Aktiv bewerben musste ich mich da nicht. Es war andersherum: Mir wurden tatsächlich sechs Möglichkeiten aufgezeigt, wo ich anfangen könnte. Darunter war msg.
Warum ausgerechnet msg?
Wie so manche meiner etwa gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen war auch ich Praktikant bei IBM. In diesem Kontext habe ich Hans Zehetmaier und dann auch Pius Pflügler und Herbert Enzbrenner kennengelernt. Wir haben uns erstmals in der damaligen IBM-Geschäftsstelle am Münchner Eisbach unterhalten. Zuvor hatte ich mich schon umgehört, was die IBMler so empfehlen. Häufig wurde mir geraten zu einem kleinen Haus zu gehen, was aus heutiger Sicht eher nicht nachvollziehbar ist, für mich jedoch damals schon. Schließlich sind wir inzwischen weit über 8000 Mitarbeitende. Trotzdem: Ich wollte partout nicht zu einem großen Unternehmen, da ich mit Hierarchien nichts am Hut hatte. Für mich musste einfach die Chemie stimmen. Es war ein Konglomerat aus diversen Einflussfaktoren – aber letztlich eine Bauchentscheidung.
Wie sehen Sie rückblickend Ihren ersten Arbeitstag?
Ich war direkt beim Kunden BMW, dem ersten großen msg-Kunden. Ein bisschen Erfahrung hatte ich schon gesammelt, dennoch ist das natürlich eine andere Nummer, wenn man sozusagen extern verkauft wird und als Berater auftreten muss. Es war jedenfalls aufregend. Zumal ich – heute kann ich das ja sagen – wenig Ahnung von der Branche Automotive hatte, wenn man mal vom Führerschein absieht (lacht). Bis ich mich etabliert hatte war das durchaus stressig.
Welche Schritte folgten dann?
Mein weiterer Weg innerhalb msg war alles andere als vorgezeichnet. Eine Laufbahn war damals in keinem Job Model festgelegt. Das hat sich alles einfach entwickelt. Vom Anwendungsprogrammierer über Konzeption, Teilprojektleitung bis hin zu Angebote abgeben und Mitarbeitende einarbeiten habe ich da über die Jahre viel gemacht. Nebenbei haben wir alle Chancen genutzt, die sich aufgetan haben.
Zum Beispiel?
Irgendwann lernten wir ein paar Leute von Control Data, einem Institut, das IT-Ausbildungen angeboten hat, kennen und überlegten, wer dort welchen Kurs anbieten könnte. Dabei kam heraus, dass wir eigentlich alles wussten, unterm Strich im Detail aber doch keine Ahnung hatten (lacht). Und so wurden wir dann quasi auf die Menschheit losgelassen und tatsächlich: Bei der Vorbereitung dieser Kurse habe ich unglaublich viel gelernt, da ich gezwungen war, auf alle möglichen Fragen eine Antwort parat zu haben. Wir haben das dann in eine Art Spruch umgemünzt im Sinne von: „Wenn man in irgendetwas fit werden möchte, dann muss man einen Kurs geben.“ Das lief alles neben der normalen Arbeit. Von festen Arbeitszeiten hatten wir sowieso nur gehört und gingen zeitweise zwei Jobs nach. Bis 22 Uhr zu arbeiten war nichts Ungewöhnliches und wir haben es nie als Belastung empfunden. Im Gegenteil. Es war eine Chance, sich fachlich und technisch breiter aufzustellen. Und natürlich war es schlichtweg eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Welche Ihrer Entscheidungen beruflicher Natur hat sich als goldrichtig herausgestellt?
Eines Nachmittags lief ich Hans Zehetmaier im Büro übern Weg. Er fragte mich, ob ich nicht einen Ausflug in Richtung Versicherung machen wolle. Es gebe da ein spannendes Projekt. Nach zehn Jahren Automotive habe ich spontan Ja gesagt. Nicht wissend, was mich erwartet. So bin ich dann in ein großes Projekt bei der Versicherungskammer reingesprungen. Wieder war die erste Zeit relativ hart, weil ich keine Ahnung von Versicherungen hatte, trotzdem habe ich es einfach gemacht. Mit einem gewissen Grundoptimismus kann man schon viel erreichen. Man darf nur nicht die Nerven verlieren, muss dranbleiben und durchhalten, dann wird das schon. So zumindest meine Erfahrung.
Warum war dieser Beschluss so bedeutend?
So konnte ich Projekte mit anderen Dimensionen kennenlernen. Bei Versicherungen sind eigene IT-Mannschaften traditionell nicht so groß, die Vorhaben aber durchaus. Es gibt eigene Herangehensweisen und es herrschen eigene Gesetze. Das war schon eine Riesengeschichte, die nicht jeder geboten bekommt. Irgendwie hat sich alles gefügt und da msg stark gewachsen ist, haben sich immer wieder neue Möglichkeiten ergeben. Man musste nur versuchen, die Stelle zu finden, die zu einem passt. Ich bin jetzt etwa in einer Rolle tätig, in der ich etwas ausleben kann, das schon immer in mir verborgen war.
Nämlich?
Ich bin ein Zahlenmensch. Alles braucht seine Ordnung, seine Systematik. Deshalb bin ich jetzt eher im kaufmännischen Bereich tätig. In konventionellen Firmen hätte ich vermutlich einige Male wechseln müssen, um da hinzukommen, wo ich jetzt bin. Das war glücklicherweise nicht notwendig. Und das muss man schätzen, dass die Unternehmensleitung dieses Vertrauen in ihre Mitarbeitenden hatte und hat. Ich tue das. Natürlich ging das nur, weil es dieses rasante Wachstum gab. Die Gesetze des Marktes gehen auch an msg nicht vorbei, es ist msg aber bisher immer wieder geglückt, sich neu zu erfinden und anzupassen, sodass das Überleben am Markt gesichert ist. Das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die Mitbewerber anschaut. Oder Startups, die wahnsinnig dynamisch starten, das Tempo aber nicht halten können.
Woran erinnern Sie sich am liebsten?
Bei dieser Frage muss ich ein wenig persönlich werden (lacht). Ich habe in diesem Unternehmen eine Frau kennengelernt und auch geheiratet. Das war eine Riesengeschichte, eine großartige Hochzeit, bei der auch viele Kolleginnen und Kollegen mit von der Partie waren. Gewissermaßen hat sich bei mir also Privates und Berufliches stark verwoben. Und natürlich ist meine Frau auch einer der Gründe dafür, warum ich das alles so machen konnte, wie ich es gemacht habe. Sie wusste, wie es bei msg zugeht und hatte Verständnis dafür, dass ich nicht einem klassischen Nine-to-five-Job nachgehe.
Wie hat sich Ihr Job gewandelt?
Alles hat sich geändert und weiterentwickelt, das liegt in der Natur der Sache. Berater können nur dann laufend neues Geschäft machen. Heute ist der Begriff Digitalisierung allgegenwärtig. Wir digitalisieren seit 40 Jahren – haben heute allerdings andere Möglichkeiten. Früher fehlten allein die Bandbreiten für viele Vorhaben. Auf der anderen Seite werden die Kunden anspruchsvoller und selbstbewusster. Der Preiskampf ist dabei teilweise schon fast an die Grenze des Machbaren geraten. Gott sei Dank noch nicht so extrem in der Branche Insurance wie zum Beispiel in der Branche Automotive. Natürlich ist auch msg gewinnorientiert, aber nicht für zufriedene Aktionäre. Dies ist einer der Gründe, warum ich mich nach 37 Jahren unverändert wohlfühle.
Wir haben nun viel über die Vergangenheit gesprochen. Welches Projekt treibt Sie künftig an?
Die größte Herausforderung ist die Unterstützung bei der Roadmap 2025 – also der Strategie für die konsequente Weiterentwicklung der msg – innerhalb der Branche Insurance. Beruflich habe ich nicht mehr so viele Jahre vor mir, deshalb wird dies das zentrale Thema für mich sein. Diesen Prozess zu begleiten, darauf freue ich mich.