Zuerst erschienen in der Ausgabe .public 03-2019
von Ludwig Scherr
Cloud in Behörden, Teil 3
Wie im zweiten Teil unserer Artikelserie über Cloud-Management- Systeme beschrieben ist ein Cloud-Portal ein wesentlicher Baustein in einem hoch integrierten Cloud-Management- System. Das Cloud-Portal stellt die Schnittstelle zum Besteller dar, damit dieser die angebotenen kundengerichteten IT-Services bestellen und verwalten kann. Im dritten Teil werden der Aufbau eines Cloud-Portals und die notwendige Strukturierung und Anbindung weiterer Komponenten innerhalb einer Cloud-Management-Plattform sowie die Schnittstellen zum IT-Service-Management beschrieben.
Generischer (Eindimensionaler) Aufbau eines Cloud-Portals für den Use Case "Bestellung eines IT-Services"
Über einen Servicekatalog bekommt ein Cloud-Portal alle notwendigen Informationen zu bestellbaren IT-Services geliefert. In diesem Cloud-Portal werden diese bestellbaren kundengerichteten IT-Services in einer intelligenten Art und Weise angezeigt, sodass der Besteller dort die gewünschten IT-Services unter Angabe der notwendigen Informationen (zum Beispiel Anzahl, Variante, Verrechnungsinformationen etc.) in den Warenkorb legen und die Bestellung auslösen kann. Das Cloud-Portal prüft die Bestellung bereits während der Eingabe der Bestellinformationen und übergibt den Auftrag an die Orchestrierungskomponente auf der Cloud-Management-Plattform. Dort erfolgen Bereitstellung und Management der IT-Service-Instanzen.
Mehrdimensionaler Aufbau eines Cloud-Portals für den Use Case "Bestellung eines IT-Services"
Die oben beschriebene Konstellation bezieht sich auf eine sogenannte „Single-Struktur“, das heißt, an das Cloud-Portal sind jeweils nur der Servicekatalog und eine Cloud-Management-Plattform angebunden. Doch in der Praxis sind die Strukturen in der Regel komplexer. Daher muss ein Cloud-Portal mehr als einen Servicekatalog und mehrere Cloud-Management-Plattformen anbinden sowie die Daten von mehreren Servicekatalogen entgegennehmen und entsprechend verwalten können.
Abbildung 1: Cloud-Portal zwischen Servicekatalog und Cloud-Management-Plattform
So können in einer Organisation dezentrale Servicekataloge existieren, die Informationen zu bestellbaren IT-Services an ein zentrales Cloud-Portal liefern. Hierbei ist es wichtig, dass neben den herkömmlichen Attributen auch der Bereitstellungsweg enthalten ist. Anhand des Bereitstellungsweges kann im Cloud-Portal nach einer abgeschlossenen Bestellung der Auftrag an die richtige Cloud-Management-Plattform geroutet werden.
Lifecycle-Use-Case und Day-2-Operations
Bis jetzt wurde nur die (Neu-)Bestellung eines IT-Services betrachtet – ein Use Case, der nicht allzu komplex ist. Doch wie sieht die Situation aus, wenn nachgelagerte Use Cases, wie Upgrade eines bereits bereitgestellten IT-Services oder eine Day-2-Operation, betrachtet werden?
Ein Cloud-Portal beinhaltet aus konzeptioneller Sicht zwei Bereiche. Der erste Bereich beinhaltet Funktionen für den Use Case „Bestellung eines IT-Services“, der bereits dargestellt wurde. Im zweiten Bereich werden alle dem Use Case „Bestellung“ im Lifecycle nachgelagerten Use Cases, also „Up-/Downgrade“ und „Abbestellung“ einer IT-Service-Instanz sowie Day-2-Operations auf eine IT-Service-Instanz, betrachtet.
Zur Darstellung der instanziierten IT-Services werden Informationen aus dem Service-Inventar übernommen, das im Rahmen der IT-Service-Bereitstellung durch die Orchestrierungskomponente versorgt wird. Weiterhin werden zu jeder IT-Service-Instanz von der Accounting-/Pricing-Komponente Verbrauchsmengen und die damit verbundenen Servicekosten übernommen und dem Besteller angezeigt. Auf diese ermittelten IT-Service-Instanzen können die Lifecycle-Funktionen sowie die Day-2-Operations angewendet werden.
Abbildung 2: Ein Cloud-Portal kann mehrere Servicekataloge und Cloud-Management-Systeme managen
Ein Up- oder Downgrade sowie eine Abbestellung einer IT-Service- Instanz bewirken – wie bei einer Bestellung – Aktivitäten auf den gewählten IT-Service oder genauer auf der IT-Service- Instanz. Hier steuert die Orchestrierung in der Cloud- Management-Plattform die Operationen in den einzelnen System- Instanzen, die im „Maschinenraum“ der IT durch das IT-Operations- Management durchgeführt werden. Lifecycle-Aktionen wie beispielsweise „Abbestellen“ sind aus inhaltlicher Sicht für alle IT-Services gleich.
Abbildung 3: Ein Cloud-Portal besitzt Funktionalität für den gesamten Lifecycle eines IT-Service sowie für Day-2-Operations.
Day-2-Operations stellen IT-Service-spezifische Aktionen dar, das heißt, sie können sich von IT-Service zu IT-Service unterscheiden beziehungsweise werden nur IT-Service-spezifisch angeboten. So wird beispielsweise eine Datenbanksicherung nur in einem Datenbank-IT-Service angeboten. Werden im Cloud-Portal Day-2-Operations in Auftrag gegeben, so werden diese ebenfalls über einen Orchestrierungsmechanismus in der Cloud-Management- Plattform ausgesteuert und zur Ausführung an das IT-Operations-Management übergeben.
Zusammenfassung
Dieser Artikel konzentriert sich weitgehend auf die bestell- und ausführungsrelevanten Features eines Cloud-Portals sowie auf Komponenten, die an einer Servicebereitstellung beteiligt sind. Weitergehende Themen, wie die Erfassung von Business-Informationen in einer Bestellung und Weiterbelastung im Rahmen einer verbrauchsgerechten Kostenverrechnung oder das Management von verschachtelten IT-Services, die im Servicekatalog entsprechend in einem Servicebaum konzipiert sind, werden in einem Folgeartikel betrachtet.