Ausblick auf die fünfte Ausgabe der msg-Studie „IT-Konsolidierung in der öffentlichen Verwaltung“
Zuerst erschienen in der .public Ausgabe 02/2023
von Werner Achtert und Frank Gestl
Wie haben sich die Digitalisierung und IT-Konsolidierung während der Coronazeit entwickelt, wo stehen wir heute? Sorgen die im Koalitionsvertrag Ende 2021 formulierten Ziele für Rückenwind? Oder führen die weiter angespannte Personalsituation und außenpolitisch wie wirtschaftlich unsichere Zeiten zu einer Adjustierung bisheriger Ziele und Maßnahmen?
Im Rahmen unserer Studie zur IT-Konsolidierung befragen wir seit 2015 alle zwei Jahre Behörden der Verwaltungsebenen Bund, Länder und Kommunen zum Fortschritt und zu fachlichen und technischen Herausforderungen bei der Digitalisierung, Konsolidierung sowie der Verlagerung von Aufgaben zu den IT-Dienstleistern der öffentlichen Verwaltung. Dazu haben wir von Januar bis März dieses Jahres wieder mit einem neu gestalteten Fragebogen 150 Fach- und Führungskräfte telefonisch interviewt. Ergänzend dazu wurden zahlreiche Hintergrundgespräche mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus Politik, Verwaltung und von öffentlichen IT-Dienstleistern geführt und mit ihnen die Ergebnisse der Befragung diskutiert und bewertet. Die Studie wird im Herbst 2023 veröffentlicht. Erstmals wirft sie auch einen Blick auf die Situation und Herausforderungen in Österreich und in der Schweiz.
Unstrittig ist, dass die öffentliche Verwaltung eine stabile, zukunftsgerichtete und resiliente IT-Infrastruktur benötigt, um ihre Aufgaben unter komplexer werdenden Rahmenparametern erfüllen zu können. Dieses Ziel wird in der Regel durch eine Auslagerung der IT-Dienstleistungen zu einem öffentlichen IT-Dienstleister angesteuert. Die Frage, ob eine Auslagerung von IT-Betriebsleistungen bereits stattgefunden hat, wird zum großen Teil klar bejaht, vor allem gilt das für den Betrieb von Anwendungen und Fachverfahren. 73 Prozent der Teilnehmenden der Befragung über alle Verwaltungsebenen hinweg gaben an, den Betrieb von Fachverfahren ganz oder teilweise ausgelagert zu haben (siehe Abbildung 1). Für die nächsten zwei Jahre wird zudem auf Bundes- und Landesebene mit einer verstärkten Auslagerung des Betriebs der IT-Infrastruktur gerechnet.
Abb.1
Die wichtigsten Ziele der IT-Konsolidierung bleiben die Erhöhung der IT-Sicherheit (88 Prozent), aber auch die Konzentration auf die Kernaufgaben angesichts der zunehmend schwierigeren Situation, qualifiziertes IT-Fachpersonal zu gewinnen (siehe Abbildung 2).
Abb. 2
Die Zufriedenheit der Fachbehörden mit den Services der öffentlichen IT-Dienstleister ist durchwachsen. Einer tendenziell hohen Zufriedenheit mit der Verbesserung der IT-Sicherheit steht eine Unzufriedenheit hinsichtlich der erhofften Kostensenkungen gegenüber (siehe Abbildung 3).
Abb. 3
Den Fokus der Studie haben wir um die Nutzung der Cloud erweitert. Die Verlagerung von Diensten in die Cloud ist in der öffentlichen Verwaltung angekommen und nimmt stetig zu. Dabei setzen die Behörden überwiegend auf von öffentlichen IT-Dienstleistern bereitgestellte Cloud-Kapazitäten. Großstädte zeigen sich mit einem Anteil von 29 Prozent tendenziell offener gegenüber Hyperscalern. Zentrale oder bedeutsame Hemmnisse sind derzeit noch Bedenken hinsichtlich des erforderlichen Schutzbedarfes und die fehlende Cloud-Fähigkeit von technisch veralteten Fachverfahren. Auf Bundesebene wird der im Rahmen der IT-Konsolidierung Bund gewählte Ansatz der Bundescloud weitergeführt und findet sich als Multicloud-Strategie mit offenen Schnittstellen sowie strengen Sicherheits- und Transparenzvorgaben im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung – ein klares Statement für diese Technologie bei gleichzeitiger Reduzierung einer Abhängigkeit von einem Hersteller.
Interesse an mehr? Die vollständigen Ergebnisse der Studie „IT-Konsolidierung 2023“ werden im Herbst dieses Jahres veröffentlicht.