Zuerst erschienen in der Ausgabe .public 02-2020
Drei Fragen an Dr. Holger Schmidt, Projektmanager für das RKI im Corona-Warn-App-Projekt
Es ist wohl das derzeit spannendste und meistdiskutierte Behördenprojekt: die Entwicklung der Corona-Warn-App. Dr. Holger Schmidt war als msg-Projektmanager für das RKI mittendrin. Er berichtet über die Herausforderungen und die intensive und sinnstiftende Arbeit an dieser App.
msg: Die Realisierung der Corona-Warn-App ist kein alltägliches Projekt – die gesellschaftliche Relevanz geht über das übliche Maß hinaus. Was waren die größten Herausforderungen?
Dr. H. Schmidt: Die größten Herausforderungen waren sicherlich der enorme Zeitdruck und die schiere politische Brisanz. Und ganz klar: das Wissen, dass es schlicht keine größeren Verzögerungen geben darf. Entsprechend war das Projekt einerseits natürlich sehr zeitintensiv – so etwas hatte ich bisher noch nicht! Wir haben von frühmorgens bis spätabends intensiv gearbeitet, auch an allen Wochenenden und Feiertagen. Teilweise hatten wir um 22:00 Uhr noch Telkos. Andererseits war es besonders schön zu sehen, wie groß das Commitment aller Beteiligten war, über alle Organisationen und vor allem auch alle Hierarchieebenen hinweg. Alle haben immer sehr lösungsfokussiert gearbeitet. Es ging nie darum, die Probleme herauszupicken. Immer gab es einen Zug in Richtung Lösung. Das war wahnsinnig motivierend.
msg: Die App stößt auf eine erfreulich hohe und positive Resonanz – auch bezüglich der IT-Sicherheit. Wie sicher ist die App denn?
Dr. H. Schmidt: Datenschutz und Sicherheit – und übrigens auch Barrierefreiheit – waren Themen, die von Anfang an sehr ernst genommen wurden. Das steht nicht in jedem Projekt im Vordergrund. Aus meiner Sicht hat dies dazu beigetragen, dass eine überaus datensparsame und sichere App entwickelt wurde. Hinzu kommt natürlich der Open-Source-Gedanke. Da das Ganze frühzeitig Open Source gestellt wurde, hat sich schnell eine Community gebildet. Findige Leute haben sich das genau angeschaut, teilweise auch Sicherheitslücken entdeckt und entsprechend gemeldet. Das wurde von Anfang an berücksichtigt und gleich behoben. Noch mal: Ich denke, dass man schon guten Gewissens sagen kann, alle Beteiligten habe eine sichere und datensparsame App entwickelt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) und der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BFDI) wurden ebenfalls frühzeitig einbezogen. Und selbst der Chaos Computer Club (CCC) lobt die App. Wir sehen gerade, wie positiv die Berichterstattung ist. Das wäre sie sicherlich nicht, wenn es tatsächlich gravierende Probleme gäbe. Das Projekt hat so eine außergewöhnliche Sichtbarkeit und Schlagkraft. In normalen Zeiten hätte ein solches Projekt vermutlich viele Monate, vielleicht sogar Jahre gebraucht.
msg: Sicherlich ein gutes Gefühl, einen Beitrag für so ein besonderes Projekt geleistet zu haben, oder?
Dr. H. Schmidt: Definitiv. Es ist schon besonders motivierend, wenn man den Sinn des Projektes so unmittelbar sieht und spürt. In dieser Form ist das nicht immer gegeben. Einfach schön. Auch so direkt am Puls der Zeit zu sein. Positiv bleibt mir auch in Erinnerung, dass die Arbeit zum großen Teil via Videokonferenzen stattgefunden und dabei so erfolgreich funktioniert hat. Teilweise waren wir den ganzen Tag in Videokonferenzen mit SAP, der Telekom, den Ministerien, mit dem PMO auf der Telekom-/SAP-Seite. Das hat richtig gut geklappt und über diese Intensität haben wir auch eine sehr gute Beziehung zu den anderen Projektbeteiligten aufgebaut.
Das vollständige Interview finden Sie im Newsroom der msg (https://www.msg.group/newsroom/standpunkt/am-puls-der-zeit-msg-mitarbeitende-an-corona-warn-app-beteiligt).