Was verbirgt sich hinter der Registermodernisierung und warum ist das so wichtig?
Andreas Büchner: Das Gesamtvorhaben Registermodernisierung des IT-Planungsrats ist der Schlüssel zur durchgehenden Digitalisierung der Verwaltung. Ein zentraler Bestandteil ist das Once-Only-Prinzip, also die einmalige Datenerhebung und -speicherung von Daten, die dann medienbruchfrei für alle Verwaltungsabläufe vorliegen. Die Definition eines einheitlichen Identifikators auf Basis der Steuer-ID ermöglicht die Identifikation der Daten von Bürgerinnen und Bürgern über Registergrenzen hinweg. Dadurch können registerübergreifende Verwaltungsabläufe automatisiert und komplexe Vorhaben – wie bspw. der Registerzensus – umgesetzt werden. Die Registermodernisierung ist für eine moderne, vernetzte und digitale Verwaltung essenziell.
Was muss bei der Umsetzung beachtet werden?
Andreas Raquet: Wir haben eine über Jahrzehnte gewachsene Behörden-IT, die aber Großteils isoliert voneinander entstanden ist. Wenn diese zusammenwachsen soll, kommen erhebliche semantische, technische, organisatorische und rechtliche Herausforderungen auf uns zu. Das föderale System in Deutschland macht das nicht einfacher. Auf der anderen Seite gibt es hier bereits Lösungsansätze, die weitergenutzt werden können. Auch die EU-Kommission treibt mit der Single-Digital-Gateway (SDG) Verordnung eine Integration der Verwaltungs-IT in ganz Europa voran. Hier muss die Anschlussfähigkeit gewährleistet sein. Zu guter Letzt müssen auch aktuelle Entwicklungen um selbstsouveräne Daten und selbstsouveräne Identitäten, wie sie im Gaia-X Umfeld entstehen, Berücksichtigung finden.
Ein zentraler Bestandteil ist das Once-Only-Prinzip, die einmalige Datenerhebung und -speicherung.
Wie unterstützt die msg die öffentliche Verwaltung bei der Registermodernisierung?
Andreas Büchner: Wir unterstützen die Registermodernisierungsbehörde im Kompetenzteam Architektur bei der Ausgestaltung der Architektur, arbeiten also am „Großen Ganzen“. Wir analysieren semantische Abweichungen, erarbeiten und erproben konkrete Lösungsvorschläge und arbeiten bei der Standardisierung des so genannten „Once Only Techninal System“ mit. Zudem begleiten wir von Beginn an die Entwicklung der Komponente Identitätsdatenabruf, die den Abruf der Basisdaten gemäß Registermodernisierungsgesetz ermöglichen soll. Durch unsere langjährige Erfahrung in der Standarisierung von Registern und unsere Vielzahl an Projekten auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene verstehen wir die individuellen Anforderungen der Behörden und unterstützen zielgerichtet.
Welche Vorteile ergeben sich für Bürgerinnen und Bürger? Was wird sich verändern?
Andreas Büchner: Bürgerinnen und Bürger können künftig Verwaltungsdienstleistungen digital in Anspruch nehmen, ohne z.B. erforderliche Nachweise wieder und wieder einreichen zu müssen, obwohl diese der Verwaltung bereits vorliegen. Gleichzeitig behalten sie die volle Kontrolle: Nachweise werden nur mit Zustimmung abgerufen und über das Datenschutzcockpit kann jederzeit nachvollzogen werden, welche Daten geliefert wurden.
Andreas Raquet: Auch die Verwaltung profitiert von der Digitalisierung - Verwaltungsprozesse werden einfacher und schneller. Die Registermodernisierung bringt die Verwaltung auf den Weg, künftig auch komplexere Verwaltungsabläufe zu automatisieren.
Bürgerinnen und Bürger behalten die volle Kontrolle: Nachweise werden nur mit Zustimmung abgerufen.
Welche Herausforderungen stellen sich dabei für Behörden?
Andreas Raquet: Die Kernherausforderung ist die Herstellung der Anschlussfähigkeit der existierenden Verfahren an die Infrastruktur der Registermodernisierung. Getrennt voneinander entwickelte Verfahren, müssen in die Lage versetzt werden, miteinander zu kommunizieren und dabei die Rahmenbedingungen der Registermodernisierung berücksichtigen, wie bspw. die Anbindung an das Datenschutzcockpit. Das Zielbild wird durch die Registermodernisierung klar definiert, die jeweils notwendigen Anpassungen an existierenden Verfahren müssen aber individuell untersucht und behandelt werden.
Interviewpartner
Andreas Büchner
ist Principal IT Consultant im Public Sector der msg systems ag mit Schwerpunkt auf der technischen Architektur und unterstützt bereits seit 2007 bei der Standardisierung und Modernisierung von Registern.
Andreas Raquet
ist Principal IT Consultant im Public Sector der msg systems ag. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Konzeption und Entwicklung großer, verteilter IT-Systeme in der öffentlichen Verwaltung.