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Fachliche Führung in Teilzeit – Ja, das geht!

Karriereblog | Beitrag vom 01.03.2023

Darum geht's: Für berufstätige Eltern ist es trotz mobiler Arbeitsmethoden und Homeoffice-​Regelungen immer noch schwierig, eine gelungene Work-​Life-Balance zu halten. Da auch noch eine Führungsrolle innezuhaben ist für viele undenkbar. Christian Lauks ist jedoch genau das erfolgreich gelungen: eine fachliche Führungsrolle als Familienvater und in Teilzeit. Das sind für ihn die wichtigsten Eckpfeiler beim Führen in Teilzeit...

Allgemeine Herausforderungen für berufstätige Eltern

Gibt man „Kind oder Karriere“ bei einer Suchmaschine ein, suggerieren die Ergebnisse, dies wäre eine Frage, die nur Frauen betrifft. Diese Einschätzung halte ich für falsch, aus meiner Sicht ist dies eine grundlegende Frage, die jede Familie mit Kindern betrifft.

Meines Erachtens lassen sich für den Alltag daher weitere Fragestellungen ableiten:

  • wieviel Zeit kann, soll und muss für die Kinder und den Haushalt aufgebracht werden?
  • wieviel Zeit bleibt den Erziehenden für ihren Beruf und wie wird diese Zeit aufgeteilt?
  • wieviel Zeit braucht die eigene körperliche und mentale Gesundheit und das Sozialleben?
  • Und dabei gilt auch noch die wesentliche Randbedingung, dass mit den Berufen genug Geld verdient werden muss, um den Rest des Lebens zu finanzieren.

Unsere persönliche Lösung für die Work-​Life-Balance als Eltern

Das Balance-​Board, das jeder msg-​Mitarbeitende während des Lockdowns geschenkt bekam, erfreute sich zu Hause nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Kindern großer Beliebtheit.

Unsere, ganz persönliche, Lösung sieht so aus, dass meine Frau 20 Stunden pro Woche arbeitet. Sie arbeitet als Fernsehredakteurin in einer Produktionsfirma. Dort lässt es sich zum Glück gut realisieren, dass sie Montag bis Donnerstag arbeitet, mit einem fixen Arbeitsende um 14:30 Uhr, sodass sie die Kinder von der Kinderbetreuung abholen kann.

Nach meiner dreimonatigen Elternzeit im Jahr 2019 hat mein Arbeitspensum variiert, zunächst 35 Stunden pro Woche, dann, als in meinem Bereich wegen Corona Kurzarbeit eingeführt werden musste, 31 Stunden und seit 2021 25 Stunden pro Woche.

  • Ich arbeite regulär an fünf Tagen die Woche. Dadurch ist die Zeit, in der das Projekt ohne mich voranschreitet, nicht zu lange.
  • Insbesondere seit Corona arbeite ich fast ausschließlich im Homeoffice, dadurch kann ich kleine Haushaltaufgaben zwischendurch erledigen oder bin da, wenn die Kinder nach Hause kommen und ich dringend gebraucht werde.
  • Ich mache Mittagspause.
  • Private Termine während der regulären Arbeitszeit kommen vor, z.B. Arzttermine für mich selbst oder für die Kinder. Private Termine sind geplant und im Arbeitskalender vermerkt.
  • Der Feierabend ist nach hinten flexibel, laut Arbeitszeit wäre er um 14:30 Uhr, meist wird es 15:30 Uhr oder 16:00 Uhr. Diese Flexibilität ist elementar, um spontane, dringende und wichtige Themen im Projekt bearbeiten zu können.
  • Sobald ich dann aber Feierabend habe, bin ich bis zum nächsten Morgen nicht erreichbar. Zudem arbeite ich auch nicht nochmals am Abend. Einige Kollegen nutzen die Abendstunden gerne, um in Ruhe arbeiten zu können, ich persönlich bin da nicht mehr produktiv.
  • Die Wochenarbeitszeit war zweitweise eher bei 30 h, die Zeit sammelt sich dann auf dem Überstundenkonto. Diese Überstunden baue ich wieder ab, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Entweder mit kurzen Tagen, an denen ich nur den wichtigsten Termin wahrnehme, einzelnen freien Tagen, wenn nichts Wichtiges ansteht, oder auch mal mit einer zusätzlichen Woche Urlaub. Da ich keine Zeitsouveränität habe, ist der Überstundenausgleich klar geregelt, andernfalls läge es in meiner eigenen Verantwortung, hier den Ausgleich sicherzustellen.

Rolle als Teilzeit-​Führungskraft im msg-​Projekt

Mein Projekt, in dem ich Führungsverantwortung übernehmen durfte, heißt Powertrain & Aero Data (PTAD). Inhaltlich geht es um die Datenversorgung der Typzulassung eines Automobilherstellers für die beiden Fachbereiche Aerodynamik und Antrieb. Das Projekt war zu Beginn deutlich kleiner geplant. Im Fachteam haben ein Kollege und ich – als die beiden erfahrensten Business Consultants im Team – uns die beiden Bereiche Antrieb und Aerodynamik aufgeteilt.

Es stellte sich heraus, dass der Aufwand für die vom Kunden gewünschte Ziele immer größer wurde.
Um diese Ziele zu erreichen, musste die Geschwindigkeit erhöht werden. Deshalb haben wir das Team immer weiter vergrößert. In Summe arbeiteten in PTAD zwischenzeitlich ca. 60 Personen, davon etwa die Hälfte für den Fachbereich Aerodynamik. Das Fachteam Aero bestand inklusive mir aus bis zu acht Personen. Beim Eintritt des ersten Kollegen ins Fachteam, der mehr Erfahrung hatte als ich und in Vollzeit arbeitet, stellte sich die Frage, ob er die Leitung des Fachteams übernimmt.
Da ich aber die Vorgeschichte des Projektes kannte und den Gesamtüberblick hatte, und er ein dringendes Thema inhaltlich voranbringen konnte, entschieden wir uns im Projekt, dass ich in der steuernden Rolle bleibe. Meine Rolle haben wir im Projekt ausdefiniert und als „Gesamtverantwortlicher Proxy-​Product Owner“ betitelt.

  • In Richtung Kunde war ich der zentrale Ansprechpartner für alle fachlichen Fragen. So habe ich das Gesamtbild und auch die mittel- und langfristige Planung mitgestaltet. Wichtig war dabei auch das Erwartungsmanagement beim Kunden und die Vertretung des Fachteams bei Retrospektiven.
  • In Richtung meines Fachteams ging es darum, das fachliche Gesamtbild weiterzugeben, zu vertreten und Abhängigkeiten aufzuzeigen. Die inhaltliche Arbeit wurde dabei im Wesentlichen vom Team getragen. Mein Ziel war es, dafür zu sorgen, dass das Team gut arbeiten kann. Dabei habe ich koordiniert, wer mit wem zusammen welches Thema bearbeitet hat, sodass alle passend eingesetzt waren. Ein Beispiel dafür ist, dass die juniorigen Kolleginnen und Kollegen immer einen erfahrenen Mitarbeitenden an ihrer Seite hatten, damit ihre Ausbildung sichergestellt war.
  • In Richtung der Projektleitung war meine Aufgabe, das fachliches Wissen einzubringen, auch bei Eskalation bis in den Management-​Steuerkreis. Außerdem habe ich das Fachteam bei internen Abstimmungen vertreten, insbesondere bei Themen wie Reporting und Personalbesetzung des Fachteams.

Erfolgsfaktoren für eine fachliche Führungsposition in Teilzeit

Um diese Rolle ausfüllen zu können, habe ich mehrere Strategien angewendet. Einerseits habe ich mich stark fokussiert, also mir bei jeder Aufgabe überlegt, ob das in meiner Verantwortung liegt, oder nicht. So habe ich mich z.B. immer gegen Aufgaben aus dem Releasemanagement oder aus dem Controlling abgegrenzt. Andererseits konnte ich viele Aufgaben, die in meiner Verantwortung lagen, an Mitglieder aus dem Fachteam delegieren. So habe ich z. B. das Defectmanagement aber auch die Ausbildung der juniorigen Kolleginnen und Kollegen komplett abgegeben.

Ebenfalls wichtig war das Zeitmanagement, also z.B. bei Meetings auf eine klare Agenda zu bestehen und immer zu hinterfragen, inwieweit meine Teilnahme nötig ist. Wenn ich einmal inhaltlich gearbeitet habe, habe ich darauf geachtet, Teams und Outlook auszuschalten, um Unterbrechungen zu verhindern. Insgesamt war es ein ständiges Ringen und Abwägen zwischen den Lebensbereichen: Was muss in der Arbeit passieren, was kann jemand anderes machen, welches private Thema ist heute wichtig?

Fazit: Deshalb klappt es, die fachliche Führungsrolle in Teilzeit beizubehalten

Wäre das Projekt besser gelaufen, wenn ich nicht Teilzeit gearbeitet hätte? Aus meiner Sicht ist das die falsche Frage und die bessere Frage ist: Wäre das Projekt besser gelaufen, wenn wir 15 Stunden pro Woche mehr Kapazität mit meiner Qualifikation gehabt hätten? Darauf wäre die Antwort vermutlich ja, da in diesem Projekt vieles am Limit gelaufen ist. Aber an sich stellte meine Teilzeit kein Problem dar, da sich die Aufgabengebiete kleinteilig umverteilen ließen.

Deutlich weniger Wochenstunden hätten vermutlich nicht mehr so gut funktioniert, da dann der Anteil der Arbeitszeit steigen würde, der nötig ist, um einfach nur mitzubekommen, was im Projekt passiert, während der Anteil für tatsächliches Tun und Entscheiden sinken würde.
Gleichzeitig war auch die Flexibilität am Nachmittag wichtig, um auf die Bedürfnisse von Kolleginnen und Kollegen reagieren zu können und niemanden auszubremsen, weil er auf meinen Input wartet.

Bei msg hieß es nicht kategorisch, dass ich die Verantwortung abgeben muss, sobald ich in Teilzeit gehe. Stattdessen freue ich mich, dass ich die Gelegenheit hatte, ein Fachteam in Teilzeit zu führen. Denn ja, das geht.

Autor

Christian Lauks

Lead Business Consultant

Christian Lauks ist 2010 direkt nach dem Uni-​Abschluss bei msg eingestiegen. Er hat die Laufbahn als Business Consultant verfolgt, bei der die fachliche Ausarbeitung mit dem Kunden im Vordergrund steht. Auch privat hat sich viel getan, insbesondere seit den Geburten seiner Kinder 2016 und 2018.

Ob in Teilzeit oder Vollzeit – Der Führungskompass als Orientierungshilfe

Christian, sowie allen anderen msg-​Mitarbeitenden mit Führungsrollen, dient unser Führungskompass als Hilfestellung in der täglichen Arbeit. Er bildet den Rahmen dafür, wir bei msg miteinander umgehen und definiert maßgeblich, was Führungskultur bei msg bedeutet. 

Du möchtest mehr über die Inhalte des Führungskompass wissen?

Jetzt den msg-Führungskompass lesen

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