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Die Gute Frage

Diesmal an: Marcus Kirchner

Referent im Bundesministerium des Inneren und für Heimat, Fachaufsicht Projektmanagement, und ehemals Leiter des „Kompetenzzentrum (Groß-)Projektmanagement“ im Bundesverwaltungsamt

msg: Herr Kirchner, wann wird sich PMflex Ihrer Meinung nach als flächendeckender PM-Standard in der öffentlichen Verwaltung etabliert haben?

mk: Dieses Jahr wird es nicht mehr flächendeckend eingesetzt. Das muss man klar sagen. Wir haben voriges Jahr mit PMflex1 eine Veröffentlichung gewagt, bevor wir es als Standard in den Ausschuss für Organisationsfragen (AfO)2 gebracht haben. Damit wollten wir die Notwendigkeit von Doppelentwicklungen vermeiden und den Zugriff auf die PM2 Methodik der EU Kommission ermöglichen. PM2 ist eine erprobte und etablierte Methodik und bildet den Kern von PMflex.

Dieses Jahr stimmen wir PMflex im AfO ab. Für einen flächendeckenden Einsatz ist das ein ganz wichtiger Meilenstein.

Natürlich ist die förmliche Setzung als empfohlener Standard noch kein gelebter Standard. Wann ist ein Standard ein gelebter Standard, der wirklich genutzt wird? Wir brauchen noch anderthalb bis zwei Jahre länger, um das hinzubekommen. Also 2025 noch nicht ganz, aber 2026 müssen wir auf der Zielgeraden sein. Dann sollte bei dem Großteil der dann gestarteten oder startenden Projekte in der öffentlichen Verwaltung PMflex selbstverständlich genutzt werden, ohne dass es als Fremdkörper wahrgenommen wird. Interessanterweise haben wir PMflex bereits in ein Ministerium ausgerollt, das gesagt hat: „Gebt uns das, wir sind auch gerne Beta-Tester.“

Sobald wir über den AfO Akzeptanz von PMflex als Standard in den Ressorts erzielt haben, werden wir zunächst das alte Handbuch Projektmanagement und die SOS-Methode ablösen, die mittlerweile schon zwölf Jahre alt sind. Als BMI und BVA werden wir die Nutzer unterstützen, indem wir niederschwellige Fortbildungsmaßnahmen zur Verfügung stellen. Das ist etwas, woran gerade vorrangig das BVA arbeitet. Eine Grundqualifizierung gibt es dann als Web-Based-Training. Es ist sehr wichtig, dass es nicht nur einen Standard gibt, sondern dass man auch leicht darin ausgebildet werden kann – ohne Wartezeiten oder hohe Kosten. Für Behörden ist es ein kleiner Aufwand, PMflex zu nutzen. Wir arbeiten auch mit der BAköV zusammen, dass wir nächstes Jahr ein mehrstufiges Fortbildungsprogramm „Projektmanagement mit PMflex“, ähnlich wie auch bei IPMA, anbieten können. Darüber hinaus arbeiten wir momentan schon an Möglichkeiten sich zertifizieren zu lassen.

Um sich möglichst gut und schnell für PMflex zu rüsten, würde ich einer Behörde in einem ersten Schritt empfehlen: Schaut euch die Leitfäden für PM, agiles PM oder für Programm- und Portfoliomanagement an. Wie passt das in eure Strukturen hinein? Wie muss ich PMflex für mich adaptieren, damit ich es nutzen kann? Wo kann ich es überhaupt einbinden? Vor zwei Wochen hatte ich mit jemandem aus einem anderen Ressort gesprochen. Die schreiben für sich eine Kurzform von PMflex, um den Zugang zu erleichtern und das Wording für das eigene Ressort anzupassen.

PMflex zum verpflichtenden Element in den Ausschreibungen zu machen, muss man aber mit Augenmaß betreiben. Wenn man zu viele Verpflichtungen setzt, kann das auch hemmen. Produkte müssen so gut sein, dass sie durch ihre Qualität überzeugen. Dieses Produkt ist meiner Meinung nach so gut, dass es durch die Qualität überzeugt und dass man es freiwillig nutzt.

 

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